Iran:Erdbeben forderte 40.000 Todesopfer

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Fast 30.000 Tote wurden bislang geborgen, etwa 10.000 weitere Menschen sind bei dem schweren Beben in der Stadt Bam ums Leben gekommen. Diese Zahl gab Irans Präsident Mohammed Chatami bekannt.

In der Region mit ihren 240.000 Einwohnern seien 120.000 Menschen von der Katastrophe betroffen, ein Drittel von ihnen sei ums Leben gekommen, erklärte der Staatschef bei einer Pressekonferenz in der Provinz Kerman.

Bislang wurden laut iranischem Rundfunk 28.000 Leichen beerdigt. Experten befürchten unter den Trümmern im iranischen Erdbebengebiet noch tausende weitere Tote. Ein hochrangiger Regierungsbeamter von Kerman sagte, möglicherweise seien mehr als 50.000 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 70.000 Menschen sind durch das Beben am Freitag obdachlos geworden.

Internationale Helfer hatten 2000 Menschen lebend aus den Trümmern bergen können. Die Suche nach weiteren Überlebenden war am Montag weitgehend aufgegeben worden.

Nach ihrem Einsatz im Iran kehren kehren auch die ersten deutschen Rettungshelfer heute nach Deutschland zurück. "Es ist sehr traurig, dass wir keine Personen retten konnten. Wir haben getan, was wir konnten", sagte der Notfallmediziner Frank Marx am Montag.

Die Mannschaft und die Suchhunde seien am Ende ihrer Kraft, meinte ein Vertreter des Technischen Hilfswerks (THW). Drei Tage nach dem verheerenden Beben hatte es keine Hoffnung mehr auf Überlebende gegeben.

Das Deutsche Rote Kreuz hatte am Montagabend zwei mobile Gesundheitsstationen nach Iran geschickt. Sie bieten über drei Monate Pflege, Impfungen und Geburtshilfe für bis zu 40.000 Menschen. Das Technische Hilfswerk (THW) sandte weitere Experten zum Aufbau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen.

Fachleute aus den USA im Iran

Auch Ärzte und Bergungsspezialisten aus den USA verstärkten die internationalen Rettungsteams. Es war das erste Mal seit 1980, dass eine amerikanische Militärmaschine in Iran landete.

Insgesamt kam jeder dritte Einwohner der Stadt Bam bei dem verheerenden Erdbeben ums Leben. Alle politischen und sozialen Einrichtungen sind nach offiziellen Angaben zerstört. Die Rettungsteams wollen sich nun um die 12.000 verletzten Menschen, um Obdachlose und Waisen kümmern.

Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe im Iran hat der stellvertretende Sprecher des US-Außenministeriums, Adam Ereli, erklärt: "Wir sind bereit, die Hilfe fortzusetzen und auf die Bedürfnisse der Opfer dieser Tragödie zu reagieren, wenn wir darum gebeten werden."

Zu dem Hilfsangebot nach dem schweren Beben sei es gekommen, nachdem US-Vizeaußenminister Richard Armitage von dem großen Ausmaß der Katastrophe erfahren habe, sagte Ereli weiter. Er habe am Freitagabend den iranischen UN-Botschafter Mohammed Sarif angerufen habe, der sich gerade in Teheran aufgehalten habe. Sarif habe umgehend zurückgerufen, um die US-Hilfe zu akzeptieren. Armitage habe gesagt, das Beben sei eine "menschliche Tragödie", welche über politischen Erwägungen stehe.

Die USA hatten am Wochenende Rettungshelfer und medizinisches Material in die vom Erdbeben betroffene Provinz Kerman geschickt. Das US-Außenministerium betonte am Sonntag zugleich, die Hilfe stehe nicht für eine Entspannung zwischen den Staaten.

Zwischen Washington und Teheran bestehen seit 1979 keine diplomatischen Verbindungen mehr. Besonders angespannt sind die Beziehungen, seit US-Präsident George W. Bush Iran zur "Achse des Bösen" gezählt hatte.

Angesichts der internationalen Unterstützung für die Erdbebenopfer in Iran setzt die Bundesregierung auf eine politische Entspannung zwischen der Führung in Teheran und dem Westen. Der deutsche Botschafter in Iran, Paul Freiherr von Maltzahn, sagte am Dienstag im Inforadio Berlin-Brandenburg, er sei überzeugt, dass die Hilfsbemühungen zu einer weiteren Öffnung des Landes beitragen würden.

Möglicherweise sei jetzt sogar der Zeitpunkt gekommen, "die tiefsitzenden Misstrauensgefühle zwischen den USA und dem Iran zu überwinden". Die muslimische Führung Irans, die sich bislang immer von Feinden umgeben gefühlt habe, müsse nun erkennen, wie groß die internationale Solidarität für das Land sei. "Ich glaube, dass die internationale Hilfsbereitschaft dazu beitragen wird, neue Brücken zu schlagen, vielleicht sogar in Richtung Amerika - aber dazu gehören natürlich zwei" sagte Maltzahn.

(sueddeutsche.de/AFP/dpa)

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