Iran:Bis zu 300 Todesopfer nach Zug-Explosion

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Mit Schwefel, Benzin und Düngemitteln beladene Waggons waren entgleist und in Brand geraten. Während der Löscharbeiten kam es zu einer verheerenden Explosion. In fünf umliegenden Dörfern stürzten die Häuser ein.

Bei der Explosion des Zuges in der Nähe der Stadt Neischabur in der nordöstlichen Provinz Khorassan sind 450 Feuerwehrleute und Dorfbewohner nach Angaben von Vize-Provinzgouverneur Mohammed Maghdori zum Teil schwer verletzt worden.

51 mit Chemikalien beladenen Güterwaggons, die in der Zugstation Abu Moslem abgestellt waren, gerieten plötzlich ins Rollen. Kurz vor der kleinen Station Khajam entgleisten mehrere Waggons, ein riesiges Feuer brach aus.

Bei eisigen Temperaturen und umgeben von giftigen Dämpfen kämpften Feuerwehrleute nach der gewaltigen Explosion die ganze Nacht über weiter gegen die Flammen. Kurz nach Morgengrauen am Donnerstag gelang es ihnen schließlich, das Feuer zu löschen.

"Das Feuer war schon aus"

Zu der hohen Zahl von Opfern kam es unter anderem deshalb, weil fünf Stunden nach Beginn der Löscharbeiten hunderte Feuerwehrleute und Neugierige an Ort und Stelle waren. Dann plötzlich explodierte der Zug.

"Das Feuer war schon aus", berichtete Feuerwehrmann Akbar vom Unglücksort. "Alles war okay, dann krachte es plötzlich fürchterlich." Auch nach Angaben von Vize-Provinzgouverneur Mohammed Maghdori war der Brand an Bord des Zuges "zu 90 Prozent gelöscht", als es durch das entstandene Gas zur Explosion kam.

Der Unglücksort bot ein Bild der Verwüstung. In dem Bahnhof stapelten sich nach dem Unglück Dutzende ineinander verkeilte, ausgebrannte und verbeulte Waggons. In fünf umliegenden Dörfern stürzten die Häuser ein.

Zahlreiche Schwerstverletzte kamen in ein Krankenhaus in der rund 70 Kilometer vom Unglücksort entfernten Stadt Neischabur. Dort versammelten sich am Mittwoch weinende Familienmitglieder. "Das ist ein großes Chaos hier, wir können nicht vernünftig arbeiten", klagt die Telefonistin der Notklinik.

Allein 17 Waggons des Zuges waren mit Schwefel beladen, sechs weitere mit Treibstoff, sieben mit leicht entzündlichen Düngemitteln und zehn mit Baumwolle, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete - eine Mischung, die auch Terroristen mehrfach für die Herstellung von Bomben verwendet haben. Der Chef des Katastrophenschutzes der Provinz Chorassan, Vahid Barakschi, kündigte Ermittlungen an.

Für Spekulationsstoff sorgte am Mittwochmorgen ein Beben der Stärke 3,6 in der Region. Wie die Güterwaggons in den frühen Morgenstunden ins Rollen gekommen waren, war zunächst unklar.

Über die Zahl der Todesopfer gab es Verwirrung. Nachdem Irna zunächst unter Berufung auf den Katastrophenschutz mehr als 200 Tote meldete, sprach Vize-Provinzgouverneur Mohammed Maghdori zunächst von 50 bis 60 Toten, bevor er später unter Berufung auf "eine präzise Zählung" 182 Todesopfer bekannt gab. Mittlerweile geht man von bis zu 300 Todesopfern aus.

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