Interview:"Es war ein Heimspiel"

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Michael Bully Herbig über seine Filmrolle als Gespenst in "Hui Buh, das Schlossgespenst".

Achim Zons

Am 20. Juli kommt einer der teuersten und aufwendigsten Filme der letzten Jahre in die deutschen Kinos: "Hui Buh, das Schlossgespenst". Wichtigstes Wesen ist, wie der Titel schon andeutet, ein Gespenst. Eine solche Rolle ist klassisch nur schwer zu besetzen, aber die Filmemacher sind fündig geworden: Michael Bully Herbig ist in dem Film auf perfekte Weise präsent und unsichtbar. Ein Gespräch über die unmögliche Leichtigkeit des Seins im Kino.

Der Mann für schwere Fälle: Michael Bully Herbig (Foto: Foto: AP)

SZ: Wenn man Ihr bisheriges Gesamtwerk betrachtet, haben Sie mit der Rolle eines Gespenstes Neuland betreten. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Herbig: Ich habe Hui Buh ja früher lange Zeit verdrängt, weil ich zu meiner Schande gestehen muss, ihn mit Pumuckl verwechselt zu haben.

SZ: Hui Buhs Abenteuer - von Hans Clarin gesprochen - waren Ihre erste eigene Schallplatte?

Herbig: Nein, das ist sehr peinlich, die war von Dschingis Khan.

SZ: Haben Sie sich beim Dreh eingemischt?

Herbig: Nein, ich bin mit der Einstellung an den Drehort gegangen, nur was zu sagen, wenn ich gefragt werde. Ich wollte mich auf keinen Fall aufdrängen. Und dann wurde ich ständig gefragt: "Willste 'n Kaffee? Willste 'n Stuhl?" Und dann habe ich, angesichts meiner ganzen Erfahrung als Regisseur, weit ausgeholt und gesagt: "Mhm, ja".

SZ: Jeder Schauspieler versucht ja, seine ureigenen Spuren zu hinterlassen und hört deshalb immer gerne die Frage: Wie haben Sie die Rolle angelegt?

Herbig: Es sollte ja nicht allein der Hui Buh von der Schallplatte sein, was ja schon deshalb nicht ging, weil Hui Buh jetzt mit meiner Stimme spricht und nicht mit der von Hans Clarin. Sagen wir mal so: Das jetzt ist Hui Buh "the next Generation".

SZ: Haben Sie herausbekommen, wie es zu dem Namen "Hui Buh" kam?

Herbig: Ich glaube, dass der damalige Erfinder, der Schriftsteller Eberhard Alexander-Burgh, einen Namen gesucht hat, der einprägsam ist. Wenn man jemanden erschreckt, sagt man doch gerne: Huiiiii-Buhhh!

SZ: Was ist der Vor- und was der Nachname?

Herbig: Hui Buh ist der Doppel-Nachname. Wie Leutheusser-Schnarrenberger.

SZ: Der Film spielt die meiste Zeit Anfang des vorigen Jahrhunderts, als auch Karl May noch lebte. Kennt Hui Buh denn Karl Mays Werk "Der Schuh des Manitu"?

Herbig: Natürlich, selbstverständlich. Hui Buh liest gerne, besonders bei Tage. Des Nachts hat er ja zu tun.

SZ: Er muss spuken.

Herbig: Ja, das Spuken kann viel Spaß machen, ich erschrecke die Leute ja auch gerne. Wenn das aber dann nicht gelingt, kann das sehr frustrierend sein, insofern verstehe ich den Kummer von Hui Buh sehr gut.

SZ: Ihre Fechtperformance im Film ist eindrucksvoll. Haben Sie dafür trainiert?

Herbig: Sie schmeicheln mir, Herr. In Wirklichkeit habe ich mich nur verteidigt, als man auf mich einschlug.

SZ: Das Kartenspiel, das Sie zu Anfang des Films spielen - wir schreiben das Jahr 1399 -, ist das tatsächlich Poker?

Herbig: Selbstverständlich. Ich war sehr glücklich, dass ich gerade beim Drehen der Szene eine Straße hatte.

SZ: Ich frage nur, weil das Pokerspiel eigentlich ein amerikanisches Glücksspiel ist und Amerika erst 100 Jahre später entdeckt wurde. Könnte es sein, dass der Film da historisch nicht ganz präzise ist?

Herbig: Das ist ja der große Irrtum, dass die Leute denken, das Pokerspiel sei in Amerika erfunden wurde. In Wirklichkeit stammt es aus der Ritterzeit. Pokern ist eine ganz, ganz alte Ritterdisziplin. Die Europäer haben ja alles Mögliche mit nach Amerika gebracht, zum Beispiel auch den Blues.

SZ: Noch mal zurück zum Jahr 1399. Wie haben Sie sich in die Zeit eingearbeitet?

Herbig: Ich habe ja mit dem Thema Zeitreisen die eine oder andere Erfahrung gemacht. Insofern war es ein Heimspiel.

SZ: Was wissen Sie über diese Zeit?

Herbig: Mehr oder weniger nur, dass damals die ersten Feuerwaffen aufkamen. Die setzten diesen Ritterheeren so schwer zu, dass es bald nur noch Söldnerheere gab, bei denen überwiegend Landsknechte mitmachten.

SZ: Ein Blick in ein Geschichtsbuch hat ergeben, dass musikalisch in diesen Jahren fast gar nichts los war. Lediglich ein niederländischer Komponist namens Binchois hinterließ ein paar Spuren.

Herbig: Ja, da schau her.

SZ: Er komponierte übrigens fast ausschließlich für Blockflöten und Krummhorn.

Herbig: Ich glaube, was der für Blockflöte komponierte, höre ich gerade seit Wochen von meinen Nachbarn aus dem Kinderzimmer.

© SZ vom 4.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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