Internationale Raumstation:"Spektakulärer Erfolg" - mit Wermutstropfen

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Die ISS hat eine neue Besatzung. Der Amerikaner Michael Foale und der Russe Alexander Kaleri lösen nach fast einem halben Jahr ihre Kollegen im Weltraum ab. Auf der Erde droht unterdessen der russische Raumfahrtkonzern Energija mit dem Ausscheiden Russlands aus dem Projekt - aus Kostengründen.

Die neue Besatzung und der Spanier Pedro Duque hatte zuvor mit der russischen Raumfähre Sojus an der ISS angedockt. An Bord der ISS wurden die drei Raumfahrer von der scheidenden Mannschaft, Edward Lu und Juri Malentschenko, begrüßt, die seit April die Raumstation betreuen. Duque soll nach einer Kurzmission im All am 28. Oktober mit der scheidenden Mannschaft

Im Kontrollzentrum vor Moskau brach nach dem Andockmanöver Jubel aus. Ein Sprecher der US-Weltraumbehörde Nasa sagte: "Ich gratuliere unseren Partnern für diesen spektakulären Erfolg."

Raumfahrtkonzern droht mit dem Ausstieg Russlands

Auf der Erde drohte gleichzeitig der russische Raumfahrtkonzern Energija ein Ausscheiden Russlands aus dem Weltraum-Projekt aus Kostengründen an. "Wenn die Mittel nicht in nächster Zeit eintreffen, könnte die russische Seite das Feld verlassen", sagte Energija-Chef Juri Semjonow.

Eine solche Entscheidung würde auch die amerikanischen und europäischen Partner treffen, die bereits Milliarden Dollar in die ISS gesteckt hätten. Seit dem Absturz der US-Raumfähre "Columbia" im Februar liege alle Last der ISS-Versorgung auf russischen Schultern, klagte Semjonow.

"Haltung der Amerikaner unverständlich"

Auf Grund des danach verhängten Startverbots für US-Shuttles dürfen derzeit nur noch russische Raumschiffe die ISS anfliegen. Die Finanzierung dieser Flüge ist aber unsicher. Ein für November geplanter Versorgungsflug ist deshalb bereits gestrichen worden. "Die Haltung der Amerikaner ist mir völlig unverständlich, als ob sie sich aus allem heraus halten würden", sagte Semjonow.

Die am Samstag vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestarteten Astronauten Kaleri und Foale werden über ein halbes Jahr im All bleiben. In dieser Zeit sollen sie wissenschaftliche Forschungen durchführen, Außenarbeiten an der ISS verrichten sowie die für das kommende Jahr geplante Ankunft eines Transporters der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) vorbereiten.

Teuerstes Projekt der Raumfahrtgeschichte

Mit Kaleri und Foale traf auch der Raumfahrer Pedro Duque auf der ISS ein. Der Spanier ist der sechste Astronaut einer ESA-Nation an Bord der Raumstation.

Die ISS ist mit geschätzten Gesamtkosten von 200 Milliarden Euro das teuerste Projekt der Raumfahrtgeschichte. Ende 2000 hatte die erste Langzeitbesatzung ihre Arbeit aufgenommen. Beteiligt sind 16 Länder, darunter auch Deutschland. Die klassischen Raumfahrtnationen USA und Russland stellen bislang die Transportmittel und die Langzeitbesatzungen.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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