Indien:Arzt nach Massensterilisierung festgenommen

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  • Nach dem Tod mehrerer Inderinnen bei einer Massensterilisierung hat die Polizei den behandelnden Arzt festgenommen.
  • Die Polizei will außerdem die Ausrüstung beschlagnahmen, mit der die Sterilisierungen vorgenommen wurden und untersuchen, ob die benutzten Geräte verunreinigt waren.

Polizei nimmt Arzt fest

Nach dem Tod mehrerer Inderinnen bei einer Massensterilisierung hat die Polizei den behandelnden Arzt festgenommen. Der Mediziner sei am Mittwochabend im Bundesstaat Chhattisgarh zur Befragung in Gewahrsam genommen worden, sagte ein Polizeivertreter.

Ein Gericht im zentralen Bundesstaat Chhattisgarh habe 15 Tage Untersuchungshaft für den Mediziner angeordnet, teilte ein Polizeisprecher aus dem Bezirk Bilaspur am Donnerstag mit. Er weist jegliche Verantwortung von sich.

83 Frauen in fünf Stunden operiert

"Es war nicht mein Fehler", die Behörden wollten ihn zum Sündenbock machen, zitiert der Sender NDTV den Arzt. "Die Operation lief gut, das Problem war die Medizin, die den Frauen gegeben wurde." Dem Bericht zufolge operierte der 59-Jährige 83 Frauen in fünf Stunden im Nemi-Chand-Jain-Krankenhaus in Bilaspur, das seit April nicht mehr in Betrieb war.

Acht Frauen seien am Montag gestorben, weitere drei am Dienstag. Sechzig weitere werden noch im Krankenhaus behandelt, heißt es bei NDTV. Die Nachrichtenagentur AFP spricht sogar von 13 toten Frauen. Die Ursache war zunächst unklar, doch vermuten die Behörden, dass die Frauen einen septischen Schock erlitten. Die Ermittler wollen untersuchen, ob die medizinische Ausrüstung verunreinigt war.

Nationales Familienplanungsprogramm

Im Januar 2012 hatte ein ähnlicher Fall für landesweites Aufsehen gesorgt. Damals waren drei Männer verhaftet worden, die in zwei Stunden 53 Frauen auf einem Feld ohne Narkose sterilisert hatten. Das nationale Familienplanungsprogramm der indischen Regierung setzt traditionell auf die Sterilisierung von Frauen, da sie bei Männern gesellschaftlich tabu ist.

Obwohl der Eingriff freiwillig ist, führt die Geburtsquotenpolitik und das Anreizsystem in manchen Bundesstaaten immer wieder dazu, dass Frauen zu der Operation gezwungen werden. So verschenken örtliche Behörden Paaren mitunter auch Autos oder Haushaltsgerätefür eine Sterilisierung. Vorgenommen wird diese dann oftmals in Einrichtungen, die für derartige Masseneingriffe nicht ausgerüstet sind.

Die Bevölkerung in Indien wächst rasant. Massensterilisierungen sind Teil einer Kampagne, mit der Indiens Regierung das rasante Wachstum der Bevölkerung - in Indien leben mehr als 1,2 Milliarden Menschen - in den Griff bekommen will.

© SZ.de/AFP/dpa/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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