Impotenter Strauss:Gustav und die Böller

Warum ein liebesmüder Straußenhahn derzeit sächsische Richter beschäftigt.

Am Montag befindet das Landgericht Bautzen über einen seltsamen Fall: Es geht um einen Straußenhahn namens Gustav aus Lohsa, der impotent ist.

Zu viel Stress für den Strauß: Gustav (li.) und das Weibchen Anna (Foto: Foto: dpa)

Die Richter müssen nun darüber entscheiden, ob tatsächlich Chinaböller dem Hahn die Liebesfreuden austrieben und damit den erhofften Nachwuchs auf der Straußenfarm verhinderten. Angeblich hatte der Krach von Feuerwerkskörpern Gustav vorübergehend aus dem Verkehr gezogen und seine Lust auf die Hennen gemindert.

Drei Jugendlichen wird vorgeworfen, die Tiere kurz vor Silvester 2005 mit Böllern beworfen zu haben. Die Beschuldigten bestreiten das aber.

Nach Darstellung von Gustavs Besitzer wurde der Strauß nach der Knallerei depressiv und apathisch. Ein halbes Jahr ließ er die beiden Hennen in Ruhe. Dafür will der Kläger rund 5000 Euro Schadenersatz.

Auf Basis von Fachliteratur rechnete er aus, dass Gustav während der Schwächephase 14 Strauße hätte zeugen können. Den Stückpreis setzte er mit 350 Euro an. Zudem möchte er Gustavs Behandlung beim Tierarzt erstattet haben.

Das Gericht will nun einen Gutachter bemühen. Im Januar musste eine Verhandlung wegen Erkrankung des Richters verschoben werden.

Wolfgang Ludwig vom Dresdner Zoo hält es für möglich, dass ein Strauß nach Stress die Partner vernachlässigt. "Ein starkes Erschrecken kann bei Tieren für extreme Unsicherheit sorgen", sagte der Zoologische Direktor auf Anfrage. "Es gibt eine Hierarchie der Verhaltensabläufe. Ganz oben steht das Sicherheitsbedürfnis."

Bei Straußen - den Wächtern der Savanne - sei das besonders ausgeprägt. "Normalerweise warnen sie in der Savanne andere Tiere vor drohenden Gefahren. Deshalb sind sie immer auf Sicherheit bedacht."

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