"Ike" wütet über Texas:"Leben zu retten hat oberste Priorität"

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Hurrikan Ike ist auf die texanische Küste getroffen und hat eine Schneise der Verwüstung gezogen. Nun beginnt die Suche nach den Opfern. Tausende Helfer sind im Einsatz.

Nach dem Zerstörungszug des Hurrikans Ike an der Küste von Süd-Texas haben die Behörden mit einem groß angelegten Rettungseinsatz begonnen. Der Gouverneur von Texas, Rick Perry, sprach am Samstag von der umfangreichsten Aktion dieser Art in der Geschichte des Staates.

Hurrikan "Ike" zog in Galveston eine Schneise der Verwüstung. (Foto: Foto: AFP)

Tausende Helfer und Fahrzeuge stünden bereit oder seien bereits auf dem Weg in die betroffenen Gegenden. "Leben zu retten hat oberste Priorität", sagte der Chef der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, David Paulison. Zahlreiche Hubschrauber der Streitkräfte und der Küstenwache seien im Einsatz und überflogen die Region.

Besonderes Augenmerk gilt nach den Worten Paulisons der Gegend um die Inselstadt Galveston, wo rund 23.000 Einwohner in ihren Häusern geblieben waren. Laut Gouverneur Perry seien die Schäden in Houston, mit zwei Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt der USA, nicht so schlimm wie befürchtet. In umliegenden Landkreisen habe es hingegen "schwere Schäden an der Infrastruktur" gegeben.

Hurrikan Ike war am Samstag mit einer meterhohen Wand aus Wasser auf die dicht besiedelte Küste von Texas getroffen. Mit Windgeschwindigkeiten von 175 Kilometern in der Stunde lag er nur knapp unter der Kategorie 3 und drohte damit zum schlimmsten Sturm in dem Bundesstaat seit 50 Jahren zu werden.

In der Küstenstadt Galveston war Ike am Morgen an Land getroffen und hatte dort die Stromversorgung gekappt und Brände ausgelöst. Galveston wurde in weiten Teilen überflutet. Auch in anderen Küstenabschnitten standen Tausende Häuser unter Wasser, zahlreiche Dächer wurden weggerissen. 4,5 Millionen Menschen im Großraum Houston waren am Samstag ohne Strom. Es könne Wochen dauern, bis die Lichter wieder angingen, sagten Behördensprecher.

Während seines Zuges über Houston schwächte sich der Sturm ab. Am Nachmittag (Ortszeit) stufte das Nationale Hurrikan-Zentrum Ike zu einem Tropensturm mit Windgeschwindigkeiten von 95 Stundenkilometern herab.

Nach ersten Berichten kamen durch den Hurrikan in den USA mindestens drei Menschen ums Leben, darunter ein zehnjähriges Kind, das von einem Ast erschlagen wurde. Zuvor hatte der Sturm bereits in der Karibik Hunderte Menschen das Leben gekostet. US-Heimatschutzminister Michael Chertoff sagte am Samstag in Washington: "Es könnten in den kommenden Stunden noch mehr werden, vor allem unter den Menschen, die die Gefahrenzone nicht verlassen haben."

Mehr als eine Million Menschen auf der Flucht

"Das ist ein unglaublich zerstörerischer Sturm", sagte Gouverneur Perry. Ike trieb seinen Worten zufolge im ganzen Staat 1,2 Millionen Menschen in die Flucht. 12.500 alte oder kranke Menschen seien von Helfern aus der Gefahrenzone gebracht worden. Allen Warnungen zum Trotz blieben jedoch in der am meisten gefährdeten Küstenregion etwa 90.000 Menschen in ihren Häusern zurück.

Die Behörden befürchten Schäden in Höhe von 15,3 Milliarden US-Dollar (11 Milliarden Euro) durch den Sturm. Gouverneur Perry sorgte sich zudem um die wirtschaftlichen Langzeitfolgen durch den Sturm - vor allem für die Ölproduktion. "Dieser Sturm hat das Potenzial, auf lange Sicht nicht nur in Texas, sondern im ganzen Land wirtschaftlichen Schaden anzurichten", sagte der Gouverneur im US-Fernsehen.

Präsident George W. Bush sagte den betroffenen Menschen in seinem Heimatstaat Texas und den anderen Landesteilen rasche Hilfe zu. Heimatschutzminister Chertoff wollte am Sonntag in das Katastrophengebiet reisen.

Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama bot unterdessen an, seine Anhänger zu Spenden für die möglichen Opfer des Hurrikans aufzurufen. In einem Telefonat mit dem Bürgermeister der Stadt Houston, Bill White, habe Obama vorgeschlagen, Spenden über seine Internetseite zu sammeln, sagte eine Sprecherin von Obamas Wahlkampfteam. Zudem sagte Obama wegen des Hurrikans einen Auftritt in der beliebten Comedy-Fernsehsendung "Saturday Night Live" ab.

Experten wiesen darauf hin, dass die Gefahr durch Ike weniger in der Stärke liege als in seinem Umfang. "Die Ausmaße des Hurrikans sind enorm. Zählt man die Region, in der noch Windstärke 8 herrscht, dazu, dann ist diese fast so groß wie Deutschland", sagte Hurrikan-Experte Thomas Sävert vom Wetterdienst meteomedia. " Ike ist damit von der Größe her vergleichbar mit Katrina oder Wilma, die vor drei Jahren eine ähnliche Größe erreichten."

© AFP/dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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