ICE-Entgleisung:Sichere Konkurrenz Unfallfrei: Shinkansen und TGV

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Nach dem ICE-Unglück bei Fulda: Ein Sicherheits-Vergleich mit anderen Schnellzüge aus Japan, Fankreich und Spanien.

Am Vorabend der Olympischen Sommerspiele 1964 raste zum ersten Mal ein Shinkansen von Tokio nach Osaka. Seitdem fährt der japanische Hochgeschwindigkeitszug, einen Unfall mit Toten hat es in all den Jahren nicht gegeben. Selbst als 2004 bei einem Erdbeben der mit 200 Kilometern pro Stunde über die Schienen rasende "Toki No. 325" entgleiste, wurde kein einziger Passagier verletzt. Schließlich rollt der Superschnellzug auf einem vollkommen neu erstellten, separaten Schienennetz durch Japan.

Der Shinkansen bildet das Rückgrat des weltweit leistungsfähigsten Verkehrssystems. Jeden Tag nutzen 60 Millionen Japaner die Bahn. Statt Kunden und Mitarbeiter mit Dauer-Debatten über einen Börsengang zu quälen, kümmern sich die Manager der japanischen Bahngesellschaften vor allem um die Interessen ihrer Fahrgäste: Es gibt nur reservierte Sitzplätze, und die Züge halten exakt an den Stellen auf den Bahnsteigen, an denen die Zugänge zu den Waggons markiert sind.

Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem bremst den Shinkansen bei einem Erdbeben in weniger als drei Sekunden. Dafür sind seit 1998 an den Schienen alle zwanzig Kilometer Seismometer angebracht. Sie registrieren die weitreichenden primären Wellen eines Bebens und schalten den Strom ab. Das funktioniert bisher jedenfalls bei Beben, deren Epizentrum tief im Inneren der Erde liegt.

Die japanischen Züge gelten als extrem pünktlich. Als der Shinkansen auf der Strecke zwischen Tokio und Osaka in einem Jahr durchschnittlich 0,8 Sekunden Verspätung hatte, musste sich Central Japan Railway dafür öffentlich rechtfertigen.

Das schwerste Zugunglück in Japan seit 1964 ereignete sich vor drei Jahren nicht mit einem Shinkansen, sondern als ein Vorortzug im morgendlichen Berufsverkehr entgleist und in ein Wohnhaus gerast war. Dabei starben 106 Menschen. Der bei dem Unglück ums Leben gekommene Fahrer hatte versucht, neunzig Sekunden Verspätung aufzuholen. Dabei wurde der Zug aus einer Kurve getragen. Zugführern drohen in Japan bei Verspätungen Strafarbeiten wie Unkrautjäten oder Fensterputzen.

Die Franzosen starteten ihren Hochgeschwindigkeitszug 17 Jahre nach den Japanern. 1981 wurde die erste TGV-Strecke zwischen Paris und Lyon eingeweiht. Bisher gab es auch in Frankreich noch keinen Unfall mit Toten. Auch in Spanien gibt es einen Schnellzug: Der Ave ("Vogel") fährt von Madrid nach Barcelona. Bei den Testfahrten hatte er auch ein Tunnel-Problem: Wegen Mängeln beim Druckausgleich müssten sich die Fahrgäste dort die Ohren zuhalten.

In Westeuropa existiert ein Schienennetz für Hochgeschwindigkeitszüge mit 3000 Kilometern Länge. Auf ihm transportieren 970 superschnelle Züge jährlich 100 Millionen Passagiere.

© SZ vom 28.04.2008/sg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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