Hurrikan-Schäden:Louisiana fordert Marshallplan zum Wiederaufbau

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Eine Woche nach der Naturkatastrophe im Süden der Vereinigten Staaten hat US-Präsident Bush die betroffenen Regionen erneut besucht und Hilfe versprochen. Ebenso dankte er in einem Brief Bundeskanzler Schröder für die deutsche Unterstützung. Derweil wächst die Furcht vor Seuchen, einige Flüchtlinge wurden positiv auf ein gefährliches Bakterium getestet.

"Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte George W. Bush während eines Aufenthalts in einer Notunterkunft in Baton Rouge (Louisiana), in der vor allem Familien mit Kindern untergebracht sind. "Die Regierung tut auf allen Ebenen das Beste, was sie kann." Der Präsident lobte die Hilfsbereitschaft der Amerikaner als "einfach erstaunlich".

George W. Bush während eines Aufenthalts in einer Notunterkunft in Baton Rouge (Foto: Foto: AP)

Bush begrüßte auch die internationale Unterstützung. In einem persönlichen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder dankte er ihm ausdrücklich für "die enormen Hilfsangebote". Die Bundesregierung und das deutsche Volk hätten großzügig auf die Katastrophe reagiert. Dies sei ein Beweis "für den humanitären Geist und die engen Beziehungen zwischen unseren Ländern", schrieb der Präsident.

Die Gouverneurin von Louisiana, Kathleen Blanco, sagte vor Journalisten, sie stelle sich vor, dass die Bürger ihres Bundesstaates "in einer Art Marshall-Plan" die Region wieder aufbauten. "Wir werden unseren Staat wieder zusammensetzen." Blanco äußerte sich nach dem Chaos der vergangenen Tage zuversichtlich: Es seien nun alle Elemente vorhanden, um die Aufräumarbeiten anzugehen.

Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, warnte am Montagvor der wachsenden Gefahr von Epidemien durch das verdreckte Wasser. Je mehr Zeit vergehe, desto schlimmer werde es. Leichen verwesten indem Wasser, Mücken brüteten in den überfluteten Region und verbreiteten dann neue Krankheiten, sagte Nagin.

Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, gibt es im Pentagon Überlegungen, die überfluteten Gebiete von großen Transportmaschinen aus mit Insektiziden zu besprühen. Damit solle die Vermehrung der Mücken gestoppt werden, die unter anderem den West-Nil-Virus verbreiten, der Hirnhautentzündung auslösen kann.

Das US-Zentrum für Krankheitskontrolle CDC teilte nach Informationen der Los Angeles Times am Montag mit, einige der Flüchtlinge hätten sich mit dem gefährlichen Bakterium "vibrio vulnificus" infiziert - einem entfernten, weniger tödlichen Verwandten des Cholera-Erregers. Bei Personen, deren Immunsystem gestört ist, kann eine Infektion zum Tode führen.

Angesichts der zehntausende Flüchtlinge machte das Weiße Haus mit der Feststellung eines Notstands in acht weiteren Bundesstaaten den Weg für die Vergabe von Bundesgeldern frei. Dazu gehören Florida, Oklahoma, Georgia und Colorado. Im Bundesstaat Texas, der alleine eine viertel Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat, waren bereits am Samstag mit der Notstandserklärung Bundesgelder freigemacht worden.

Die ehemaligen Präsidenten George Bush und Bill Clinton starteten in Houston am Montag offiziell die Spendensammelaktion für die Opfer. Mit dem Geld im "Bush-Clinton Katrina Fonds" soll zehntausenden Opfern, die meist ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben und oft keine Versicherungen hatten, Starthilfe gegeben werden. Zahlreiche US-Firmen haben schon Beiträge in Millionenhöhe angekündigt.

Spezialisten gelang es in New Orleans unterdessen, einen auf knapp100 Meter gebrochenen Damm in New Orleans direkt am Pontchartrain-See zu reparieren. Sie warfen dort riesige Sandsäcke ab. Es wird nach Expertenschätzungen bis zu drei Monate dauern, das Wasser aus dem Stadtgebiet abzupumpen.

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