Hurrikan in den USA:"Ein sehr gefährlicher Sturm"

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Hurrikan Gustav wirbelt auf das fast menschenleere New Orleans zu und die Politiker warnen die verbliebenen Einwohner eindringlich. Der Sturm tobt mit Stufe 3 - genauso stark war der verheerende Hurrikan Katrina.

Mit sintflutartigen Regenfällen und heftigem Wind haben erste Ausläufer des Hurrikans Gustav Montagfrüh (Ortszeit) die US-Küste am Golf von Mexiko erreicht. Dem Radar zufolge zog die Spitze des Wirbelsturms über das Delta des Mississippi-Flusses in Richtung New Orleans, wie eine Meteorologin des Nationalen Hurrikan-Zentrums (NHC) der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Regenwolken und Sturm - erste Ausläufer von "Gustav" ziehen über New Orleans auf (Foto: Foto: AFP)

Mit Regen und starkem Wind beginne der Hurrikan über New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana hinwegzufegen, fügte sie hinzu. Aus dem Osten der Südstaatenmetropole gab es Berichte über erste Stromausfälle.

Das Zentrum des Hurrikans wird die USA laut NHC jedoch erst am Montagnachmittag (Ortszeit) erreichen. Nach jüngsten Meldungen befand sich das Zentrum des Sturms 275 Kilometer südöstlich der Metropole und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 26 Stundenkilometern auf die Stadt zu.

Das NHC stufte Gustav als Hurrikan der Stärke 3 auf der fünfstufigen Skala ein. Das NHC erwartete jedoch eine leichte Zunahme der Windstärken vor dem Auftreffen auf die Küste.

Nach den jüngsten Vorhersagen dürfte der Sturm wahrscheinlich weniger stark sein als zuletzt befürchtet. Entwarnung bedeutet dies aber keineswegs, denn auch Katrina vor drei Jahren war mit Stärke 3 auf das Festland geprallt." Gustav bleibt aber immer noch ein sehr gefährlicher Sturm", warnte Gouverneur Bobby Jindal.

"Mutter aller Stürme"

Katrinas knapp neun Meter hohe Flutwelle hatte zahlreiche Dämme bersten lassen und 80 Prozent des zum großen Teil unter dem Meeresspiegel gelegenen New Orleans überflutet. Die Metropole versank im Chaos. Flutopfer mussten tagelang auf den Dächern ihrer Häuser auf Rettung warten. Entlang der US-Golfküste kamen etwa 1500 Menschen ums Leben. Der Sachschaden belief sich auf 80 Milliarden Dollar, es war der größte bei einer Naturkatastrophe in den USA.

Aus Angst vor Gustav haben sich bislang knapp zwei Millionen Menschen aus den gefährdeten Gebieten des US-Bundesstaats in Sicherheit gebracht. New Orleans gleicht einer Geisterstadt: Nur wenige der 240.000 Einwohner folgten nicht der Evakuierungsanordnung der Behörden.

Weniger als 10.000 Menschen seien noch in der Stadt geblieben zitierte Gouverneur Bobby Jindal am Morgen den Polizeichef von New Orleans. Die meisten hatten mit dem nötigsten Gepäck per Auto, Bahn oder Flugzeug die gefährdete Region bis zum Sonntagabend verlassen.

Doch Einige warteten bis kurz vor Schluss: Während Bürgermeister Nagin und seine Helfer am Sonntag drohten, Menschen, die sich in den nächsten Stunden auf der Straße aufhielten, ins Gefängnis zu stecken, tranken Hartgesottene noch in den Bars im berühmten French Quarter einen Cocktail oder rauchten eine Zigarette. "Fast jede Bar war schon verrammelt, aber drinnen, in Johnny's White's bevölkerten ungefähr zehn bis 15 Gäste noch die Bar und ließen Songs in der Jukebox spielen", berichtete der Reporter eines örtlichen Fernsehsenders. "Und ein kleiner Hund saß vor der Bar und trank Wasser aus einem Napf." Das Lokal, so berichtete der Sender weiter, war schon während und nach Katrina für viele der Haupttreffpunkt.

Nach Angaben der Bundesbehörden wurden die Dämme um New Orleans zwar verstärkt, haben aber noch immer Schwachstellen, vor allem nahe der von Katrina 2005 am schwersten betroffenen Stadtteile. Um eine Wiederholung dieser Katastrophe zu verhindern, ordnete Bürgermeister Ray Nagin nun frühzeitig eine Evakuierung der Stadt an.

Er warnte, jeder der sich der Anweisung widersetze, begebe sich in extreme Gefahr. Nagin, der den Hurrikan "die Mutter aller Stürme" nannte, verhängte eine nächtliche Ausgangssperre und kündigte ein hartes Vorgehen gegen Plünderer an. Auf den Straßen patrouillierte am Sonntagabend die Nationalgarde.

Indes forderte Gustav die ersten Todesopfer in den USA: Ein Mann wurde vor Florida in schwerer See über Bord gespült, wie die US-Küstenwache mitteilte. Drei weitere Menschen starben bei Krankenhaus-Evakuierungen in Louisiana. In der Karibik waren in dem Hurrikan in den vergangenen Tagen 95 Menschen ums Leben gekommen.

© Reuters/AFP/dpa/cag/odg/cgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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