Schwule und Lesben stürmen Standesämter: In Kalifornien sind am Montagabend (Ortszeit) die ersten gleichgeschlechtlichen Ehen mit Erlaubnis des Obersten Gerichtshofes des Westküstenstaates geschlossen worden. Einen Monat nachdem der Supreme Court das bestehende Verbot der Homo-Ehe für verfassungswidrig erklärt hatte, gaben sich gleich nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes um 17.00 Uhr dutzende lesbische und schwule Paare in San Francisco, Los Angeles und anderen Bezirken das Jawort. Die kalifornischen Behörden rüsten sich für einen Ansturm von Heiratswilligen. Für Dienstag hatten tausende Paare einen Termin beim Standesamt vereinbart. Viele Ämter in den 58 Bezirken des Westküstenstaates planten längere Öffnungszeiten.
Im Rathaus von San Francisco wurden am Montagabend als einziges Paar die seit über 50 Jahren miteinander befreundeten Frauen Phyllis Lyon (83) und Del Martin (87) von Bürgermeister Gavin Newsom getraut.
Martin nahm im Rollstuhl an der Feier teil. Unter dem Jubel von Freunden und Verwandten der Bräute sprach Newsom von einem "außergewöhnlichen geschichtlichen Ereignis". Im Februar 2004 hatten Lyon und Martin als erstes lesbisches Paar in den Vereinigten Staaten schon einmal geheiratet. Newsom hatte damals Lesben und Schwulen grünes Licht zum Heiraten gegeben, doch nach 4000 Eheschließungen gebot ein Richter Einhalt und die Ehen wurden später annulliert.
Mit dem jüngsten Urteil im Mai überstimmten die Obersten Richter einen Volksentscheid aus dem Jahr 2000, der eine Ehe ausschließlich zwischen Mann und Frau festschrieb. Außer Kalifornien erlaubt nur der US-Staat Massachusetts gleichgeschlechtliche Ehen.
Das Rathaus von Oakland hatte am Montagabend länger geöffnet, um 18 Paare zu trauen. Im Bezirk Los Angeles gaben sich symbolisch zwei Frauen das Jawort. Allein in San Francisco haben über 2300 gleichgeschlechtliche Paare in den kommenden drei Monaten einen Termin reserviert, um ihre Eheschließung anzumelden. Innerhalb von drei Jahren werde die Hälfte der rund 100.000 gleichgeschlechtlichen Paare in Kalifornien heiraten, zuzüglich 68 000 aus anderen Bundesstaaten, prophezeien die Verfasser einer Studie der UCLA- Universität in Los Angeles.
Dutzende Gegner der Homo-Ehe protestierten am Montag vor dem Rathaus von San Francisco gegen die Lockerung der Ehegesetze.
Konservative Gruppen bemühen sich um einen Verfassungszusatz, der die Ehe allein als Verbindung zwischen Mann und Frau festschreibt. Eine entsprechende Initiative wird den Wählern im kommenden November vorgelegt. Ein Mehrheitsvotum der Kalifornier würde das Urteil des Obersten Gerichtshofes überstimmen und damit die Homo-Ehe wieder abschaffen. Einer aktuellen Umfrage zufolge sprechen sich inzwischen jedoch 51 Prozent der Wähler für die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe aus.