Hochwasser:Bayern darf hoffen

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Die Scheitelwelle des Hochwassers hat sich am Nachmittag im Raum Ingolstadt bewegt - großflächige Überschwemmungen blieben allerdings aus. Bei Kelheim drang das Wasser in das historische Kloster Weltenburg ein.

Weiter Landunter in Bayern. Zwar entspannte sich die Lage in vielen Regionen des Freistaats, doch müssen sich die Anrainer von Isar und Donau unverändert gegen die Fluten wappnen. Vor allem die Lage an der Isar bei Erding und in Landshut blieb am Donnerstag angespannt. Das Wasser stieg am Morgen weiter an.

Ständige Begleiter in diesen Tagen, um das Schlimmste abzuwenden: Sandsäcke. (Foto: Foto: AP)

Bei Erding stehen die Fluten mit 4,27 Metern höher als bei dem Pfingsthochwasser von 1999 und drücken gegen die aufgeweichten Deiche. An der Donau erreichte die Flutwelle am frühen Morgen Ingolstadt. Größere Überschwemmungen blieben aber aus. In Südbayern haben die Aufräum- und Reparaturarbeiten begonnen. Mehrere Bahnlinien im südlichen Oberbayern und im Allgäu sind weiter gesperrt.

Ein Todesopfer forderte unterdessen ein leichtsinniger Ausflug mit einem Schlauchboot auf der Hochwasser führenden Mangfall bei Feldkirchen-Westerham (Landkreis Rosenheim). Das Boot kenterte, ein 28-Jähriger konnte nur noch tot geborgen werden.

In Neustadt an der Donau droht ein Deich zu brechen. Zahlreiche Einsatzkräfte seien mit der Sicherung beschäftigt, teilte das Landratsamt Kelheim mit.

Die kritische Situation sei durch einen Rückstau des Flusses Ilm entstanden. Im Falle eines Deichbruchs würde der Wasserstand in den betroffenen Gebieten aber weit unter dem Wert des Pfingsthochwassers 1999 liegen. Die Donaudeiche in Neustadt und Kelheim seien nicht gefährdet.

Deutliche Entspannung in Passau

Im niederbayerischen Passau entspannte sich die Hochwasserlage am Donnerstag deutlich. Die Pegelstände an Donau und Inn seien im Laufe der Nacht stark zurückgegangen, sagte ein Stadtsprecher am Donnerstag.

Für Kelheim wurde am Donnerstag Katastrophenalarm gegeben. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft werden dort gegen Nachmittag Pegelstände der Donau von bis zu 7,20 Metern erwartet, das ist aber deutlich weniger als bei dem Pfingsthochwasser von 1999.

Bis auf wenige Uferstraßen sei die Innenstadt wieder wasserfrei, und es könne mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. Der Scheitel der Hochwasserwelle auf der Donau, der für Freitagabend erwartet wird, werde Passau voraussichtlich keine größeren Probleme bereiten.

In Erding werde der Isar-Pegel bis Samstagmorgen unverändert hoch bleiben, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Erding. "Das ist für die Dämme eine hohe Belastung, wir bleiben weiterhin im Einsatz." Aufgeweichte Stellen werden mit Sandsäcken abgedichtet, Treibgut wird beobachtet.

Unterstützung durch die Bundeswehr angefordert

Erding hat weitere 100 Soldaten der Bundeswehr zur Unterstützung angefordert. Am Mittwochabend hatte sich in Moosburg die Lage zugespitzt, als ein Damm zu brechen drohte. Eine Evakuierung wurde vorbereitet, am frühen Morgen gab es jedoch Entwarnung.

Auch in Landshut werden die hohen Wasserstände wahrscheinlich noch tagelang anhalten. "Das Wasser steigt immer noch, der Pegel steht bei 3,88 Metern", sagte ein Sprecher des Wasserwirtschaftsamtes. Bewohner und Hilfskräfte hatten gefährdete Stellen mit tausenden Sandsäcken gesichert.

Wasser in Weltenburg

Allerdings drang das Wasser in die Kirche von Kloster Weltenburg ein. Dort hatte Hochwasser schon in der Vergangenheit schwere Schäden angerichtet. Das Kloster gilt als das älteste in Bayern. Bereits um 600 nach Christus sollen sich dort Wandermönche niedergelassen haben.

Die Klosterleitung teilte mit, dass der Pegel schon so weit gestiegen sei, dass das Erdgeschoss voller Wasser stehe. "Wir sind überschwemmt, und das Wasser läuft immer weiter in unsere Räume", sagte der Prior des Klosters, Pater Benedikt. Seit dem frühen Morgen kämpften viele freiwillige Helfer gegen die Fluten: "Die Gemeinschaft arbeitet fieberhaft daran, zu retten, was zu retten ist." Pro Jahr besuchen 500.000 Touristen das weltberühmte Kloster.

Wege durch Passau: Nur über Stege. (Foto: Foto: dpa)

Ingolstädter hoffen auf ihre Deiche

In Ingolstadt wurde bei einem Pegelstand von 6,44 Metern die höchste Warnstufe ausgerufen, außerdem war bereits am Mittwochabend Katastrophenalarm gegeben worden. Mit größeren Schäden rechnen die Behörden aber nicht. "Wir hoffen, dass die Deiche halten", sagte ein Sprecher des Wasserwirtschaftsamtes. Der Pegelanstieg werde durch Stauräume wie die Staustufe Ingolstadt verlangsamt.

In Regensburg gab es bereits am Mittwoch vorsichtige Entwarnung: "Bilder wie in Südbayern sind bei uns nicht zu erwarten", betonte ein Sprecher der Stadt. Auch in Ulm und Neu-Ulm entspannte sich die Lage in der Nacht zum Donnerstag deutlich. Sowohl an der Iller als auch an der Donau gingen die Pegel stark zurück, teilte die Feuerwehr mit.

In Oberbayern und im Allgäu begannen die Aufräumarbeiten. "Die Lage entspannt sich auf hohem Niveau", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern am Morgen mit. In mehreren Landkreisen wurde der Katastrophenalarm aufgehoben, so in Weilheim-Schongau, Traunstein und - bis auf zwei Gemeinden - Garmisch-Partenkirchen.

Schröder in Augsburg

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wollte sich am Donnerstag in Augsburg über das Ausmaß der Katastrophe informieren. Ein Besuch im Hochwassergebiet ist aber nicht geplant. Schröder ist in Augsburg, weil er dort einen schon länger vereinbarten Wahlkampftermin hat.

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