Hilton wieder im Gefängnis:Im Knast sind alle gleich, oder?

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Paris Hiltons frühzeitige Entlassung - wenn auch nur von kurzer Dauer - hat in den USA eine Diskussion über bevorzugte Behandlung Prominenter ausgelöst.

Seit Freitag ist Hilton wieder im Twin Tower Gefängnis in Los Angeles, vorerst auf der Krankenstation.

"Ich habe meinen Anwälten heute gesagt, keinen Einspruch gegen die Entscheidung des Richters zu erheben", sagte sie laut E!Online. Am Sonntag vor einer Woche war die 26-Jährige schon einmal zum Absitzen ihrer Haftstrafe wegen diverser Verkehrsdelikte angetreten, durfte aber nach drei Tagen ihre Einzelzelle im Frauengefängnis von Lynwood wieder verlassen - wegen gesundheitlicher Probleme, wie der zuständige Sheriff Lee Baca befand. Sehr zum Unwillen der US-Justiz, die prompt dafür sorgte, dass Hilton wieder hinter Gitter musste.

Die Bilder von der in Tränen aufgelösten Millionenerbin auf dem Rücksitz des Polizeiautos auf dem Weg zurück ins Gefängnis gingen um die Welt. Die Reaktionen schwanken zwischen Empörung, Schadenfreude und Mitleid. Außer Playboy-Gründer Hugh Hefner äußerte keiner ihrer Party-Freunde öffentlich Bedauern.

Vielmehr löste ihre frühzeitige Entlassung - auch wenn sie nur von kurzer Dauer war - eine Diskussion über bevorzugte Behandlung gut betuchter Prominenter aus.

Der afroamerikanische Bürgerrechtler Al Sharpton wetterte in einem TV-Interview: "Das zeigt deutlich die Ungleichheiten im Justizsystem. Wenn sie die Tochter eines armen weißen Bergarbeiters in West Virginia gewesen wäre oder sogar eines millionenschweren schwarzen Hip-Hop-Musikers, hätte sie nicht die gleiche Behandlung erhalten."

"Wir haben zwei Amerikas"

Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Edwards stimmte dem grundsätzlich zu. "Wir haben zwei Amerikas, und ich finde, es ist wichtig zu sehen, dass dieses Problem offensichtlich existiert", sagte er der New York Times

An der "Simple Life"-Schauspielerin Hilton scheiden sich bei "Law & Order" anscheinend die Geister. Hiltons Star-Status habe ihr nur Nachteile gebracht, behauptet Sheriff Lee Baca, dem das Gefängnis Lynwood untersteht.

Wegen notorischer Überfüllung sei es üblich, Straftäter mit geringen Delikten bereits nach Verbüßung eines Zehntels ihrer Strafe zu entlassen. "Hilton hätte normalerweise überhaupt keine Zeit bei uns abgesessen oder wäre direkt zu Hause mit einer elektronischen Fußfessel ausgestattet worden", sagte Baca.

Einige Medien sprechen dem Sheriff allerdings teilweise die Neutralität ab. Der 65-Jährige umgibt sich nach einem Bericht der Los Angeles Times beispielsweise gern mit Hollywood-Prominenz.

Er spiele mit Michael Douglas Golf und sei bei der Verleihung der Oscars und der Golden Globes dabei gewesen. Für seine Wahl zum Sheriff 1998 habe er Wahlkampfspenden von Sylvester Stallone entgegengenommen, und Ben Affleck habe er einen Waffenschein ausgestellt.

Der Ordnungshüter selbst dementiert jedoch, dass er die Reichen und Berühmten bevorzuge. "Mein Job ist es, Leuten zu helfen, die Sicherheitsprobleme in der Öffentlichkeit haben. Und Stars haben weiß Gott eben gelegentlich solche Probleme", sagte er.

Richter Michael Sauer hingegen, der mit der 45-tägigen Gefängnisstrafe für die mehrfache Verkehrssünderin Hilton angeblich ein Exempel statuieren will, ordnete die erneute Inhaftierung an.

Auch weil kein ärztliches Attest wegen ihrer angeblichen Gesundheitsprobleme vorliege. Nun steht das Glamourgirl, das an den ersten Hafttagen angeblich kaum geschlafen und gegessen und unablässig den Notruf aktiviert haben soll, auf der Krankenstation des Gefängnisses unter ärztlicher Beobachtung.

Nun will sich die Hotel-Erbin dem Unvermeidlichen fügen. In Sachen Würde könnte sie sich an der Lifestyle-Unternehmerin Martha Stewart orientieren. Die wurde wegen Meineids, Aktienverkäufe, Verschwörung und Behinderung der Justiz zu fünf Monaten verurteilt.

Und büßte jede Minute davon ab, inklusive weiterer fünf Monate mit elektronischer Fußfessel zu Hause. Ihrer Karriere hat das nicht geschadet. Jetzt ist sie wieder regelmäßig im Fernsehen zu sehen, wo sie Cupcakes backt - angeblich Hiltons Lieblingskuchen.

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