Hilfsorganisationen ziehen Bilanz:Not im Schatten des Tsunamis

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Für die Opfer der Flutwelle in Südostasien ist viel Geld gespendet worden. Aber auch nur für sie.

Knapp ein halbes Jahr nach der Tsunami-Katastrophe in Asien haben mehrere große Hilfsorganisationen eine gemischte Zwischenbilanz der humanitären Unterstützung gezogen.

Die Welle in der Gegend von Khao Lak. (Foto: Rechte: AP)

Während die Caritas scharf kritisierte, die weltweite Hilfe für Krisenregionen stehe deutlich im Schatten der Hilfe für die Opfer des Seebebens vom 26. Dezember, machte sich die Deutsche Welthungerhilfe für weitere Spenden für die Tsunami-Opfer stark.

Mehr als eine halbe Milliarde Euro gespendet

Nach der ersten Hilfe müsse nun mit langfristigen Projekten den Menschen die Rückkehr in ein normales Leben ermöglicht werden. In Deutschland wurden mehr als 500 Millionen Euro für die Opfer des Tsunamis gespendet, durch den rund 300 000 Menschen starben.

Laut Caritas gingen bei der katholischen Sozialorganisation bislang 47 Millionen Euro Spenden für die Tsunami-Hilfe ein. Zugleich wurden für die übrigen Katastrophengebiete bis zum 30. April nur 3,9 Millionen Euro gespendet, sagte Caritas-Präsident Peter Neher. Das seien bis zu 40 Prozent weniger als sonst.

Ein immer größerer Teil der Spenden konzentriere sich auf einige wenige, von den Medien beachtete Katastrophen. "Dieser Trend macht uns deshalb Sorgen, weil der überwiegende Teil unserer Arbeit in Ländern und Krisen erfolgt, über die kaum berichtet wird", sagte Neher. Dazu zählten das Flüchtlingselend in Kolumbien und der Bürgerkrieg in Uganda.

Fatal sei es gewesen, dass die Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Seebeben noch mit "auf den Zug gesprungen" sei, statt sich auf andere Krisenregionen zu konzentrieren, sagte der Caritas-Präsident.

Martin Salm, Leiter des Hilfswerks Caritas international, erläuterte, die fehlenden Mittel machten sich jetzt im Südsudan bemerkbar. Dort gebe es nach dem Friedensschluss die historische Chance, das Land wieder aufzubauen und die gesamte Region zu stabilisieren.

"Aber das Engagement der internationalen Gemeinschaft ist mittelmäßig, es steht im Schatten der Tsunami-Hilfe. Das ist ein Skandal." Neher meinte, die weltweit gesammelten Spenden für die Tsunami-Region reichten aus.

Die Welthungerhilfe wandte sich in Bonn entschieden gegen diese Darstellung. Es sei zu befürchten, dass wie bei vorangegangenen Katastrophen die Zusagen über öffentliche Mittel nicht eingehalten würden. Sie werbe daher weiter um Spenden für die Tsunami-Opfer.

Die Organisation hat für ihre Projekte einen Spendenrekord verzeichnet. Die Spendensumme liege bisher bei rund 28,5 Millionen Euro, die Zahl der Spender bei etwa 300.000.

Der Wiederaufbau in den betroffenen Regionen dauere mindestens zwei Jahre. Derzeit liefen Welthungerhilfe-Projekte im Umfang von rund 17 Millionen Euro, weitere Projekte im Umfang von rund 20 Millionen Euro seien geplant.

Das internationale Kinderhilfswerk Plan unterstrich in Hamburg die Bedeutung langfristiger Projekte: "Plan hat effektive Soforthilfe geleistet, doch der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf dem Wiederaufbau: Wir wollen für die Menschen langfristig Einkommens- und Entwicklungsmöglichkeiten schaffen.

Schlechte Koordination

Dabei stehen die Rechte, die Bildung und die Gesundheit der Kinder im Mittelpunkt unserer Arbeit", sagte Marianne M. Raven, Geschäftsführerin von Plan Deutschland.

Hindernisse gebe es allerdings immer wieder durch schlechte Koordination, Bürokratie und politische Entscheidungen. Das Wiederaufbauprogramm sei auf drei Jahre angelegt.

Das Hilfswerk World Vision hat für weitere fünf Jahre Hilfsmaßnahmen geplant, beklagte aber ebenfalls Abstimmungsprobleme mit Behörden. In einer ersten Hilfsphase seien rund 125.000 Tsunami- Betroffene mit den notwendigsten Hilfsgütern versorgt worden.

Die deutsche Sektion habe rund vier Millionen Euro an Spendenmitteln erhalten sowie knapp 200.000 Euro öffentliche Zuschüsse. Die bisher geplanten Projekte für Rehabilitation und Wiederaufbau haben ein Volumen von rund 15 Millionen Euro.

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