Heinsberg:Sexualverbrecher verweigert doch Therapie

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Aufgebrachte Heinsberger protestierten, bis der verurteilte Vergewaltiger Karl D. sich zu einer geschlossenen Therapie bereit erklärte - nun soll er sich wieder umentschieden haben.

Der nach seiner Haftentlassung in Heinsberg lebende Sexualverbrecher will sich nach Angaben des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) nun doch keiner Therapie unterziehen. Das habe er überraschend bei einem Aufnahmegespräch in den Rheinischen Kliniken Langenfeld nahe Köln gesagt. "Wir weisen niemanden ab, der psychiatrische Hilfe braucht, aber wir sind auch kein Hotel", sagte der LVR-Pressesprecher Christophe Göller.

In Heinsberg kamen am Mittwoch aufgebrachte Bürger zu einer Versammlung über den Umgang mit dem entlassenen Sexualstraftaeter, der im Ortsteil Randerath lebt, zusammen. (Foto: Foto: ddp)

Der Kreis Heinsberg hatte unter Hochdruck einen Platz gesucht, nachdem der Mann einer freiwilligen Therapie in einer geschlossenen Einrichtung zugestimmt hatte. "Dieses Verhalten spricht für sich", sagte der Heinsberger Landrat Stephan Pusch. Der Landrat suche zwar nach einer "neuen Lösung", aber die Möglichkeiten seien gering, bekannte er. Die Bevölkerung rief er weiter zu Ruhe und Besonnenheit auf.

Pusch hatte die Bevölkerung darüber informiert, dass der auch nach seiner Haftentlassung als gefährlich geltende Mann in dem Ort lebt. Seitdem haben die Menschen Angst und lassen ihre Kinder nicht mehr allein auf die Straße. Tagelang hatten sie vor seinem Wohnhaus demonstriert.

"Das hätte zu unkalkulierbaren Zuständen geführt"

Die Ärzte waren bei dem Aufnahmegespräch sehr verwundert, sagte Göller. "Er kam mit einem Zettel, auf dem er Bedingungen geschrieben hatte", sagte Göller. Der Ex-Häftling habe gefordert, sich frei zu bewegen und auch den Hochsicherheitstrakt verlassen zu können. Er habe ein Einzelzimmer mit Fernsehen und uneingeschränkte Handynutzung gefordert. "Das hätte zu unkalkulierbaren Zuständen geführt", sagte Göller.

In Langenfeld fühlt man sich übergangen. Erst als der Mann schon in der Klinik war, habe man die Nachricht erhalten. Bürgermeister Magnus Staehler habe kurzfristig zur einer Pressekonferenz eingeladen, um die Bevölkerung zu warnen - wie vorher schon der Heinsberger Landrat Pusch. Noch während dieser Konferenz kam die Nachricht, dass der 57-Jährige keine Therapie mache und die Klinik in Polizeibegleitung verlassen habe.

"Wir mussten davon ausgehen dass er bleibt", hatte zuvor Pressesprecher Andreas Voss gesagt. "Klammheimlich" habe man der Stadt diesen Patienten unterjubeln" wollen, so der Eindruck in Langenfeld. Das Informationsdefizit hat in der bisher vertrauensvollen Zusammenarbeit Schaden hinterlassen", sagte Voss.

Der 57-jährige Karl D. lebt jetzt wieder bei seinem Bruder in dem Heinsberger Ort und wird rund um die Uhr beobachtet. Er hatte drei Mädchen vergewaltigt und saß dafür 20 Jahre lang in Haft. Ein Antrag auf nachträgliche Sicherungsverwahrung hatte das Landgericht München abgelehnt. Ein Rechtsverfahren läuft noch.

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