Heftige Unwetter:"Christine" bringt Chaos

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Eingeknickte Bäume, geschrottete Autos, überflutete Keller: Über Teilen Deutschlands haben am Donnerstagabend heftige Unwetter gewütet. Eine 31 Jahre alte Frau ist in Köln aus dem Fenster gestürzt.

Heftige Unwetter mit starken Regenschauern, schweren Sturmböen und Blitzeinschlägen sind am Donnerstagabend über Teile Deutschlands gezogen.

Ein Baum ist in Hamburg wegen der heftigen Stürme auf ein Auto gestürzt (Foto: Foto: dpa)

Eine 31 Jahre alte Frau ist in Köln aus dem Fenster gestürzt, als sie ihre Topfpflanzen vor dem angekündigten Sturm in Sicherheit bringen wollte. Sie wurde bei dem Unfall am Donnerstagabend schwer verletzt. Wie die Polizei am Freitagmorgen berichtete, stürzte die Frau aus ihrer Wohnung in der ersten Etage, durchschlug ein Vordach aus Glas und landete auf einer Laderampe. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.

Nach den heftigen Gewitterstürmen hat sich die Wetterlage in Deutschland in der Nacht zum Freitag wieder beruhigt. "Inzwischen ist die Situation stabiler geworden", hieß es am frühen Morgen aus dem Lagezentrum der Bremer Innenbehörde. Auch in Hamburg, wo ein Unwetter tags zuvor besonders stark getobt hatte, meldete die Feuerwehr "nur noch wenige Folgeeinsätze". Der Deutsche Wetterdienst (DWD) geht davon aus, dass es im Laufe des Tages keine vergleichbar kräftigen Wolkenbrüche gibt wie am Donnerstag. Auch im südlichen Nordrhein-Westfalen und in der Bodensee-Region, wo am Abend ebenfalls Starkregen und Sturmböen eingesetzt hatten, normalisierte sich das Wetter.

"Es kommen heute wohl noch Schauer und Gewitter nach", sagte ein DWD-Meteorologe. "Sie dürften aber nicht dieselbe Intensität haben wie gestern." Allein in Hamburg musste die Feuerwehr eigenen Angaben zufolge am Donnerstagabend innerhalb von zweieinhalb Stunden 220 Mal ausrücken.

In der Hansestadt knickten zahlreiche Bäume um und beschädigten unter anderem Autos. Die Gewitter zogen von der Nordseeküste in Richtung Ostsee ab. Im Hamburger Hafen riss sich ein Containerschiff los und trieb in Richtung Museumshafen Övelgönne. Das Schiff konnte jedoch von Hafenschleppern aufgehalten und wieder zurück zum Kai gebracht werden.

Auch in Schleswig-Holstein standen in mehreren Städten Straßen unter Wasser, die Feuerwehren waren mit zahlreichen Fahrzeugen im Einsatz, um Keller leer zu pumpen und umgeknickte Bäume von den Straßen zu räumen. In Husum gingen dicke Hagelkörner nieder, die zahlreiche Autos beschädigten, teilte die Polizei mit. Auch in St. Peter-Ording, Friedrichstadt und im südlichen Nordfriesland sowie in Schleswig hatten die Feuerwehren alle Hände voll zu tun.

Das nördliche Niedersachsen wurde ebenfalls von den Ausläufern des Nordsee-Tiefs Christine heimgesucht. Die ICE-Strecke zwischen Hannover und Bremen musste wegen eines umgestürzten Baumes gesperrt werden. Zwischen Achim und Ottersberg bei Bremen hieß es den Behörden zufolge zeitweise Land unter. Keller liefen voll und Bäume stürzten um, mehrmals schlugen Blitze ein. In Bremen stand ein Eisenbahntunnel unter Wasser. Autos drohten vollzulaufen, weil die Wassermassen nicht schnell genug ablaufen konnten.

Ein Tornado bei Rotenburg (Niedersachsen) knickte mehrere Bäume um, zahlreiche Straßen waren blockiert. Ein Baum stürzte nach Angaben der Polizei auf ein Auto und verletzte einen Menschen leicht. Berichte über Schäden an Häusern infolge des Wirbelsturms waren zunächst nicht bekannt. Bei Sottrum riss eine Oberleitung, ein Baum stürzte auf einen Waggon eines Metronomzuges. Berichte über Verletzte gab es hier nach Angaben der Bundespolizei zunächst nicht.

Entwurzelte Bäume und überspülte Straßen meldete auch die Polizei in Hannover. Bei der Straßenbahn wurde während des Unwetters eine Oberleitung abgerissen, es musste ein Busersatzverkehr eingerichtet werden. Meldungen über Verletzte gab es zunächst nicht.

Gleich zwei Gewitterfronten zogen über Nordrhein-Westfalen hinweg. Sturmböen ließen zahlreiche Bäume umstürzen, beschädigten Autos und behinderten den Verkehr, teilten Polizei und Feuerwehr mit. Bielefeld wurde dabei schon von der ersten Gewitterwelle getroffen. Köln, das Bergische und das Oberbergische Land sowie das Sauerland litten vor allem unter der zweiten Gewitterfront am Abend.

"Vor allem im Rhein-Sieg-Kreis sind etliche Keller vollgelaufen", sagte ein Feuerwehrsprecher am späten Abend. Der Südwesten Deutschlands blieb von den Wetterextremen auch nicht verschont. Orkanartige Böen mit bis zu 111 Kilometern pro Stunde maßen die Meteorologen am Abend am Bodensee. In Konstanz wurden laut Polizei mindestens 15 Autos durch herabfallende Äste schwer beschädigt. Im Verlauf der Nacht zog das schlechte Wetter dann auch dort in Richtung Osten ab.

© sueddeutsche.de/dpa/aho/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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