Hauseinsturz in der Türkei:Rettung nach sechs Tagen

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Unglaubliches Glück im Unglück: Nach dem Einsturz eines Hochhauses in der türkischen Stadt Konya ist ein 16-Jähriger nun fast unversehrt aus dem Trümmerberg gerettet worden.

Der Junge überlebte in einem Hohlraum unter Betonblöcken im Keller des eingestürzten zehnstöckigen Gebäudes. "Ich habe nichts getrunken, nichts gegessen. Wie viele Tage ich dort war, weiß ich nicht", sagte Muhammet Kalem, dessen Rettung am Sonntag bei Angehörigen und den Bergungstrupps Freude und Jubel auslöste. Genau 131 Stunden hatte der Junge in dem kalten und dunklen Loch ausgeharrt.

Das Hochhaus mit 38 Wohnungen, in dem mehr als 140 Bewohner gemeldet waren, war vergangenen Montag binnen weniger Sekunden eingestürzt - vermutlich wegen schwerer Baumängel. Bis zum Sonntag wurden 68 Menschen tot geborgen. Etwa 30 hatten das Unglück verletzt überlebt.

Nicht in Panik verfallen

Die Ärzte erklärten das Überleben des Jungen im Schuttberg damit, dass er nicht in Panik verfallen sei. Normalerweise könne ein Mensch nur bis zu vier Tage ohne Wasser auskommen. "Weil er geschlafen hat, hat sein Körper nicht unnötig viel Energie verbraucht", sagte Chefarzt Riza Saribabicci.

Der Jugendliche war blass, aber äußerlich unverletzt ins Krankenhaus gebracht worden. Erste Blut- und Urinproben fielen völlig normal aus. "Muhammet hat wirklich ein Wunder vollbracht", sagte der Arzt. Der Junge, dessen Mutter und Bruder noch unter den Trümmern vermutet werden, berichtete, er habe die Rettungstrupps auf- und abgehen und auch sprechen gehört.

Als er Licht sah, habe er an einem Schlauch gewackelt. "Vielleicht würde es ja jemand merken", habe er sich gedacht. Tatsächlich trauten die Retter ihren Augen nicht, als sie die Bewegung wahrnahmen und vorsichtig die Umgebung freilegten. "Durch ein Loch sahen wir uns plötzlich in die Augen", erzählte ein Mitglied der Bergungstrupps. "Agabey (großer Bruder) rette mich", seien die ersten Worte Muhammets gewesen. Noch in der Stunde seiner Befreiung habe der Junge bescheidenen Heldenmut bewiesen. Auf die Bitte "Gib uns noch fünf Minuten" habe er geantwortet: "Macht Euch keine Sorgen um mich, denkt an Eure Arbeit, mir geht es gut."

Mit dem Gedanken "Sie werden mich schon retten" habe er sich die ganze Zeit über zu beruhigen versucht, erzählte der 16-Jährige. "Von Zeit zu Zeit habe ich geschlafen." Er habe viel an die Mutter und an seinen Bruder gedacht. Um sich herum habe er nach einem Handy gesucht, aber keines gefunden. Überglücklich zeigte sich der Vater, der seinen Sohn im Krankenhaus in die Arme schloss. Er habe schon alle Hoffnung aufgegeben gehabt, berichtete Vater Ahmet.

Die Gräber für Havva, seine Frau, und für Muhammet und Hasan, seine Söhne, seien bereits fertig gewesen.

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