Gutachten zu Kevins Tod:Todesursache Knochenbrüche

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Mehrere schwere Knochenbrüche haben offenbar den grausamen Tod des kleinen Kevin aus Bremen verursacht. Laut Rechtsmedizin sei dies ein typisches Anzeichen für Misshandlungen.

Eine Vielzahl schwerer Knochenbrüche hat den qualvollen Tod des kleinen Kevin aus Bremen ausgelöst. Dadurch sei es zu einer Fettembolie in der Lunge und schließlich zum Versagen der rechten Herzkammer gekommen, sagte der Hamburger Rechtsmediziner Jan Sperhake vor dem Bremer Landgericht. "Wir haben Knochenbrüche, die kurz vor seinem Tod entstanden sind." Die festgestellten Brüche seien von ihrer Art her typisch für Misshandlungen. "Kevin hat diese Misshandlungen etwa ein bis zwei Tage überlebt", sagte Sperhake. Angeklagt ist der drogensüchtige Ziehvater des Kindes wegen Totschlags. Er schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Bernd K. auf der Anklagebank des Landgerichts Bremen. Er schweigt bislang zu den Vorwürfen. (Foto: Foto: dpa)

Der zweijährige Kevin, der damals unter Vormundschaft des Jugendamtes stand, war im Oktober 2006 tot im Kühlschrank des Angeklagten gefunden worden. Das genaue Datum des Todes lasse sich nicht mehr klären, sagte Sperhake. Zuvor hatte am Donnerstag eine Bekannte der Familie ausgesagt, das Kind noch Mitte Mai 2006 lebend auf einem Spielplatz gesehen zu haben. Der Junge sei verletzt, ein Bein sei notdürftig geschient gewesen. Kevin könne zu dem Zeitpunkt durchaus noch gelebt haben, sagte der Rechtsmediziner. Der späteste Todeszeitpunkt sei Anfang bis Mitte August.

In allen Einzelheiten schilderte Sperhake den Zustand der Leiche. Mit einem Beamer wurden Grafiken und Schaubilder auf eine Leinwand übertragen. In seinem kurzen Leben hat Kevin Dutzende von Knochenbrüchen erleiden müssen: Bereits im September 2004 wurden in einem Bremer Krankenhaus ein Schädelbruch am Hinterkopf, Rippenbrüche sowie Brüche des Unterarms und beider Unterschenkel festgestellt. "Dieses Verletzungsbild ist ein Beweis für Kindesmisshandlungen." Die Auflistung der Brüche war erschreckend: Allein das rechte Schienbein war viermal gebrochen - fast an der gleichen Stelle.

Wenige Tage vor seinem Tod wurden dem Jungen gleich mehrere Knochen gebrochen: Ober- und Unterarm, Speiche links, linker Oberschenkel, rechter Unterschenkel. "Der Oberschenkelknochen war richtig durchgebrochen", sagte Sperhake. Bei einigen Brüchen sei es zu starken Blutungen in das umgebende Gewebe gekommen.

Durch die Vielzahl der Brüche sei es zu einer Ausschwemmung von Fett gekommen, das über die Blutbahn in die Lunge gekommen sei. "Wir haben Fetttropfen in der Lunge gefunden", sagte Sperhake und zeigte mit einem Laser auf das Schaubild auf der Leinwand. "Die Tropfen kommen in der Lunge nicht weiter und verstopfen sie. Die rechte Herzkammer pumpt gegen einen Widerstand und versagt schließlich. Das erklärt den Tod von Kevin." Andere Todesursachen wie Nierenversagen, Stoffwechselstörung oder eine Überdosierung von Vitamin D schloss Sperhake aus. Der seit Oktober laufende Prozess wird am 18. April fortgesetzt.

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