Greenpeace-Studie:Gefährliches Gemüse

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In einem einzigartigen Großtest hat Greenpeace 658 Obst- und Gemüseproben führender Lebensmittelketten auf giftige Pestizide untersucht. Im Gegensatz zu Aldi-Anhängern wird das Ergebnis Kunden von Lidl und Real überhaupt nicht schmecken.

Obst und Gemüse beim Discounter Lidl sowie bei der Metro-Kette Real sind bundesweit am stärksten mit giftigen Pestiziden belastet. Hingegen habe die Frischware des Discounters Aldi in Deutschland am besten abgeschnitten, teilte die Umweltschutzorganisation am Montag in Hamburg mit.

Belastetes Obst und Gemüse: Bei 15 Prozent der Proben wurden die gesetzlichen Höchstmengen erreicht oder überschritten (Foto: Foto: AP)

Im Mittelfeld lagen die Vollsortimenter Edeka/Spar, Tengelmann, Rewe und der Regionalanbieter tegut.

Im Rahmen einer bislang einzigartigen Großstudie hatten Tester im September 658 Obst- und Gemüseproben der führenden Supermarktketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gekauft und auf 300 Giftstoffe untersucht.

Höchstmengen überschritten

Zum Teil wurden erhebliche Pestizidbelastungen festgestellt. Bei 15 Prozent der Proben und damit in 100 Fällen seien die gesetzlichen Höchstmengen erreicht oder überschritten worden, sagte Chemie-Experte Manfred Krautter am Montag in Hamburg.

Ein Verstoß gegen das Lebensmittelrecht ist erst eine Überschreitung des Grenzwerts. Das war nach Greenpeace-Angaben bei 48 der 100 beanstandeten Proben der Fall. Insgesamt wurden von Ende August bis Ende September 2005 in Deutschland, Österreich und der Schweiz 658 Proben auf 300 Giftstoffe getestet.

Anzeige erstattet

16 Mal seien Extrembelastungen gefunden worden, die für Kleinkinder akut gesundheitsgefährdend seien. In weiteren 27 Fällen bestehe der Verdacht von illegal eingesetzten Pestiziden.

In all diesen Fällen habe Greenpeace Anzeige bei den zuständigen Behörden und Staatsanwaltschaften erstattet. Insgesamt habe es zwischen den Handelsketten große Unterschiede gegeben, sagte Krautter.

Untersucht wurden acht identische Produktgruppen aus konventionellem Anbau: Birnen, Tafeltrauben, Pfirsiche/Nektarinen, Gurken, Tomaten, Paprika, Karotten und Kopfsalat. Die Ergebnisse veröffentlicht das Greenpeace-Einkaufsnetz in dem kostenlosen Ratgeber "Pestizide aus dem Supermarkt".

Gute Noten für Obst aus Österreich

Generell war Obst und Gemüse aus Südeuropa in der Untersuchung deutlich stärker mit Pestiziden belastet als Ware aus Holland. Greenpeace beanstandete besonders Produkte aus der Türkei und Griechenland. Auch spanische Ware kam bei dem Test schlecht weg.

Vergleichsweise gute Noten erhielten dagegen Obst und Gemüse aus Österreich und den Niederlanden. Ware aus Italien, Frankreich und Deutschland lag im Mittelfeld.

Während sich in Proben aus der Türkei und Griechenland durchschnittlich 0,1 und mehr Milligramm Giftrückstände pro Kilo fanden, waren es in Obst und Gemüse aus den Niederlanden nur 0,2 Mikrogramm, also etwa 500 Mal weniger.

"Problematisch sind immer noch Trauben"

Große Unterschiede gibt es laut Krautter zwischen den verschiedenen Obst- und Gemüsesorten. "Problematisch sind immer noch Trauben", sagte der Greenpeace-Experte. Auch Nektarinen und Kopfsalat seien vergleichsweise hoch belastet.

Dagegen war jede zweite Karotte oder Paprika frei von nachweisbaren Pestizidrückständen. Insbesondere bei den Paprikaschoten, laut Krautter "jahrelang das Problemprodukt per se", habe sich die Situation deutlich gebessert.

Darüber hinaus unterscheidet sich die Pestizidbelastung auch je nach Supermarktkette. Grundsätzlich ist nach Meinung von Greenpeace jedoch kein Discounter zu empfehlen, da auch im günstigsten Fall immer noch rund 20 Prozent des Obstes und Gemüses schlecht abschnitten. "Wirklich empfehlenswert ist immer noch nur Bioware", sagte Krautter.

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