Glamorama:Dann macht es blubb

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Beim Abschiedsessen von Matthias Sammer mit Uli Hoeneß und anderen aktuellen und ehemaligen Großkopferten des FC Bayern gab es tatsächlich nicht Hummer oder Kaviar, sondern Rahmspinat mit Spiegelei. Eine banale Erkenntnis? Von wegen!

Von Michael Neudecker

Von Verona Pooth sind einige denkwürdige Fernsehauftritte bekannt, ganz besonders aus den späten Neunziger- und frühen Nullerjahren, als sie noch Feldbusch hieß und sich bereits zu Beginn ihrer beachtlichen Karriere im Zenit ihres Wirkens befand. Damals moderierte sie zunächst eine Sendung namens "Peep!", die Älteren unter uns erinnern sich bestimmt gerne, ehe sie dann dank zunehmender Popularität auch in diversen Werbespots auftrat. Hervorzuheben ist hier der Beitrag aus dem Jahr 1999 für einen Tiefkühlkosthersteller, konkret ging es um Reiberdatschi mit Rahmspinat (aus irgendwelchen Gründen sollte Pooth bayerisch klingen, weshalb sie "Reiberdootschi" sagte), in dem sie die aus PR-Sicht geniale Formulierung "der mit dem Blubb" etablierte. "So sexy war Spinat noch nie", schrieb damals die Zeit.

Spätestens seither ist der einst als Drohung für ungezogene Kinder wahrgenommene Rahmspinat gesellschaftsfähig. Hat man auch in diesen Tagen wieder gesehen, im feinen Münchner Käfer-Restaurant, wo sich Matthias Sammer mit Uli Hoeneß und anderen aktuellen und ehemaligen Großkopferten des FC Bayern zum Abschiedsessen traf; Sammer war bis vor einiger Zeit Sportvorstand beim FC Bayern. Serviert wurde aber nicht Hummer oder Kaviar oder anderes Möchtegernzeug, sondern, wie die Bild in der Überschrift über diese "illustre Zusammenkunft" schrieb: "Es gab Rahmspinat mit Spiegelei und Trüffel." Später gab es dann zwar auch noch Rinderfilet und Himbeeren auf Vanilleeis, aber beides verblasst im Lichte des Rahmspinats.

Banal!, trivial!, schreit nun der ungeübte Leser, aber das ist es nicht. Zeitungen und Magazine schreiben seit jeher gerne darüber, was gegessen wird, wenn Prominente sich treffen, denn zum einen ist ein Auszug aus der Speisekarte ja der ultimative Beweis guter Recherche. Und zum anderen, also bitte, ist es doch ein Unterschied, ob einer Filet Mignon präferiert oder Schweinskopfsülze.

Edmund Stoiber hat in seinen Memoiren geschrieben, die Frage, die ihm am häufigsten in der Vorbereitung auf sein Buch gestellt worden sei, sei die nach dem Essen beim berühmten Wolfratshausener Frühstück gewesen, zu dem sich damals Angela Merkel im Hause Stoiber einfand, um ihm ihre Unterstützung in der Kanzlerkandidatur zuzusichern. Es gab: frische Semmeln, Butter, Marmelade, Honig sowie etwas Käse und Wurst, was Angela Merkel später zu der Bemerkung brachte, gemeinsam hätten sie beide "dem deutschen Frühstück wieder zu mehr Achtung und Anerkennung verholfen". Übrigens, fügte sie mit Blick auf Frau Stoiber an: "Es war super, liebe Karin."

Dass dann nicht Stoiber, sondern doch Merkel ins höchste deutsche Amt aufstieg, ist eine andere Geschichte. Aber Edmund Stoiber, dieser kompetenzkompetente Mann, hätte es damals schon wissen müssen: Wer sich derart für Wurst, Käse und Marmeladensemmeln begeistern kann, dem ist alles zuzutrauen.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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