Gen-Analyse:Bayerns Bären-Besuch ist Italiener

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Der im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet umherstreifende Bär heißt "Jay Jay one" und kommt aus Südtirol. Auch seine Mutter war schon durch gefährliches Verhalten aufgefallen.

Das Tier, das in die Schlagzeilen geraten war, nachdem es in Bayern ein Dutzend Schafe gerissen hatte, stammt aus einem Wiederansiedlungsprojekt im italienischen Trentino. Das erklärte Umweltminister Werner Schnappauf in N24.

Der Abdruck einer Bärentatze, in der Nähe des oberbayerischen Grainau. (Foto: Foto: dpa)

Demnach ist der Braunbär verhaltensgestört, nachdem eine so genannte Vergrämungsaktion auf dessen Mutter missglückt sei.

Eine genetische Analyse von Bärenhaaren, die am 10. Mai 2006 in St. Gallenkirch in Vorarlberg gefunden wurden, belegt eindeutig, dass es sich um JJ1 handelt.

Er stammt demnach aus einem von der EU mitfinanzierten Wiederansiedlungsprojekt im Südtiroler Naturpark Adamello Brenta.

"Seine Eltern heißen José und Jurka, daher sein spezieller Name Jay Jay One", sagte Ministeriumssprecher Roland Eichhorn.

Der "JJ2" genannte Zwillingsbruder des Bären hatte vergangenen Sommer in der Schweiz ebenfalls für Schlagzeilen gesorgt, nachdem er dort ein Dutzend Schafe gerissen hatte. Anschließend verschwand das Tier.

Beide Bären hätten ihr unnormales Verhalten von ihrer ebenfalls verhaltensgestörten Mutter "gelernt", sagte Eichhorn.

Südtiroler Wildhüter hätten versucht, die Bärin mit Knallkörpern und Gummigeschossen zu vergrämen. Ihre beiden Jungtiere hätten aus der Aktion jedoch offenbar gelernt, zwar in menschlicher Nähe gut Beute reißen zu können, bei der Rückkehr jedoch bestraft zu werden.

"Deshalb haben wir JJ1 bislang nicht fangen können, weil er anders als normale Bären, niemals zu seinem Riss-Ort zurückkehrt", sagte Eichhorn.

Die Experten gingen jedoch davon aus, dass der Bär sein Verhalten nie wieder ändern werde und deshalb eine Gefahr darstelle, erklärte Minister Schnappauf. "Dieser Bär wird immer wieder in Ställe einbrechen", fügte der CSU-Politiker hinzu.

Die Behörden würden deshalb ihre Fangbemühungen intensiv fortsetzten. "Zur Sicherheit muss aber auch die Abschussfreigabe aufrechterhalten werden", betonte Schnappauf.

Zuletzt haben WWF-Experten Tatzen-Spuren des Bären in der Nähe des österreichischen Achensees gefunden. In der Nähe von Achenkirch hätten zudem Jäger in der Nacht auf Dienstag einen gerissenen Rehbock im Wald entdeckt, sagte eine WWF-Sprecherin der Nachrichtenagentur APA.

Am Tag zuvor waren zwei von dem Bär gerissene tote Ziegen entdeckt worden. Ein Lastwagenfahrer meldete zudem, er habe beobachtet, wie der Bär die Inntal-Autobahn überquert habe, indem er über die Mittelleitplanke geklettert sei.

Die WWF-Sprecherin erklärte, das österreichische Bundesland Tirol habe der Naturschutzorganisation eine landesweite Fanggenehmigung erteilt. Die Organisation suche nun nach geeigneten Stellen für das Aufstellen von Lebendfallen.

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