Geheimdokumente über US-Präsident Nixon:Warm, wärmer, Richard

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Korrupter Präsident von der traurigen Gestalt: Erst jetzt enthüllen Dokumente, dass Richard Nixon um sein kaltes Image besorgt war und sich selbst für den nettesten Kerl der Welt hielt.

Petra Steinberger

Der Wähler glaube, schrieb er, dass "wir eine effiziente, ausgekochte, kalte Maschine sind". Mit "wir" meinte er sich selbst, das war einer seiner Ticks, so wie die Angewohnheit, von sich in der dritten Person und in Abkürzung zu schreiben. Aber das mit der Kälte, das sei nicht so. Das sei ungerecht. Man werde herausfinden, schrieb er, dass RN seine Aufmerksamkeit auch denen schenke, die unten seien, nicht nur denen ganz oben.

Richard Nixon verabschiedet sich nach seinem Rücktritt am 9. August 1974 in Washington D.C. von seinen Mitarbeitern. Um einer Amtsenthebung wegen der Watergate-Affäre zu entgehen, ist Nixon als erster und bisher einziger US-Präsident zurückgetreten. (Foto: Foto: dpa)

Denn RN, Präsident Richard Nixon, machte sich Sorgen. Darüber, dass die Amerikaner ihn "in diesem ganzen Bereich der Wärme" nicht wahrnehmen würden. Also schrieb er ein elfseitiges Memorandum an seinen Stabschef H. R. Haldeman, wie wichtig es sei, dem Volke näherzubringen, dass auch er ein warmherziger, liebevoller, besorgter Mensch und Politiker sei. Wobei der Präsident sich ein wenig herumschlug mit diesem Gefühl, diesen "warm items", diesem "whole warmth business".

"Es gibt zahllose Beispiele von Wärmeeinzelheiten - da ist die Art, in der wir weiter als jeder Präsident in diesem Jahrhundert gegangen sind und uns das Kreuz fast gebrochen haben, um nett-nettilein zum Kabinett zu sein, zu den Mitarbeitern, zum Kongress und so weiter, so um Weihnachten herum, als wir so viel veranstaltet haben, um persönliche Anteilnahme zu zeigen..."

Das war 1970, also in computerlosen Zeiten, was die eilige Schludrigkeit des Memos, weniger die Länge erklären mag. Eine Fußnote ist dieses Memo unter den 78000 Dokumenten und stundenlangen "geheimen Aufnahmen", die die private Nixon-Bibliothek vor wenigen Tagen dem Nationalarchiv der USA - und damit der Öffentlichkeit - zur Verfügung stellte ( nixon.archives.gov/virtuallibrary/documents). Aber es ist eine komische und gleichzeitig tragische Fußnote, die einiges zu beleuchten vermag über die merkwürdig traurige und korrupte Gestalt dieses Präsidenten.

Er hänge sie eben nicht an die große Glocke, all die vielen Nettigkeiten, die er der Welt beschere, beschwerte sich Nixon, "wir lassen es zu, dass es entdeckt wird". "Nur als Anmerkung, neulich nachts rief ich Fred Cialles an, dem eine Krebsoperation bevorstand, die vermutlich sein Leben beenden wird." Hat er gar niemandem gesagt, der Richard. Auch nicht, dass er erfuhr, dass die Tochter eines Mitarbeiters "krank war - schwer verletzt" und diesem sagte, "er solle sie mitbringen, obwohl ich wusste, dass sie sich für ihre Erscheinung schämen würde". Heimlich war er auch sehr lieb zu seinen Agenten, die "ich behandelte wie würdige Menschen und nicht wie Dreck unter meinen Füßen".

Wobei sich die Frage stellt, wie Nixon glaubte, dass Menschen üblicherweise behandelt würden. Wie Dreck unter jemands Füßen?

© SZ v. 19.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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