Freitagskolumne:Kinder in ...

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New York, wo übermütige Kinder auf einem Nachtclubbären herumturnen. Und mitten in Bhia de Gando, wo der Gang zur Toilette zu einem größeren Drama führt. SZ-Reporter erzählen Kurioses aus aller Welt.

Von SZ-Autoren

Hamburg

Illustrationen: Marc Herold (Foto: Marc Herold)

Sonntagvormittag, Fischers Park in Hamburg, auf dem Spielplatz herrscht Hochbetrieb. Junge Eltern stehen müde hinter Schaukeln, verbergen mit Sonnenbrillen, dass sie keinen Kater haben, und trinken Kaffee aus ökologisch korrekten Mehrwegbechern. Eine Mutter verteilt Apfelspalten, Reiswaffeln und Bio-Hirsekringel an die Kleinen, aber erst den Sand von den Händen abklopfen! Auf der Bank nebenan sitzt eine ältere Frau, sie beobachtet die Szenerie eine Weile interessiert und fragt dann: "Dürfte ich auch so einen leckeren Keks haben?" Die Mutter reicht ihr einen Hirsekringel, der eigentlich gar kein Kringel ist, sondern aussieht wie ein bleicher Erdnussflip. Die Dame wiegt ihn kurz in der Hand, hält ihn unter die Nase und beißt ein Stück ab. Irritiert schaut sie die Mutter an: "Seit wann kriegen Kinder Essen für Vögel?" Sara Peschke

New York

(Foto: Marc Herold)

Manchmal, wenn unsere Tochter auf ihren Kuschelbären stürzt, auf ihm rumturnt, ihn knufft und versucht, ihm Purzelbäume beizubringen, dann mache ich mir Sorgen um den Bären. Gefällt es ihm bei uns? Hat er das so gewollt? Hatte ihm das Leben nicht mal mehr zu bieten? Er hat nämlich ein Vorleben. Als Nachtclubbär. Der Türsteher schenkte ihn unserer Tochter, als wir mal spätabends mit ihr in Manhattan die 14th Street entlangschlenderten. Vor dem Klub standen Männer in schwarzen Anzügen und Frauen auf High Heels. Mittendrin der Bär. Der Türsteher sah unsere Tochter und gab uns den Bären. Er ist jetzt einige Monate bei uns. Manchmal glaube ich zu erkennen, wie er sehnsuchtsvoll auf seinen Arm schaut. Dort, ganz zart nur, sind Spuren von Glitter und Lippenstift im Fell zu erkennen. Vielleicht sollten wir mal mit ihm ausgehen. Thorsten Denkler

Bahia de Gando

(Foto: Marc Herold)

Der Urlaub ist zu Ende, alle im Ferienflieger sollten entspannt ihren Rückflug beginnen nach so einer Woche in der Sonne. Oder? Vor uns sitzt eine Familie. Linke Dreierreihe: Oma, Tochter mit Mann und Baby. Rechte Dreierreihe: Opa, zweite Tochter mit Mann und Baby. Baby rechts schläft. Baby links brüllt so laut, wie ein Baby nur brüllen kann. Nach zwei Stunden plötzlich Ruhe. Die Mutter links möchte das ausnutzen und aufs Klo gehen. Sie fragt ihre Schwester in der rechten Reihe, ob sie kurz ein Auge auf das friedliche Baby haben könne. Ein Fehler, denn schon hebt wieder Gebrüll an. Allerdings sind es nicht die Kinder, sondern die Schwestern. "Es dreht sich nicht immer alles nur um dich", schallt es von rechts. "Mit dir fliege ich nirgends mehr hin", schallt es von links. Dann beginnt die junge Mutter rechts herzergreifend zu weinen. Und die beiden Babys? Schreien. Max Sprick

© SZ vom 31.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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