Frankreich:Mindestens 20 Tote bei Brand in Pariser Hotel

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In Panik sprangen die Gäste aus den Fenstern, um den Flammen zu entkommen. Andere erstickten im Rauch. Bei dem schwersten Pariser Brand seit 20 Jahren wurden 50 Menschen zum Teil schwer verletzt.

Unter den Toten sind zehn Kinder, wie ein Feuerwehrsprecher mitteilte. Mindestens 50 Personen wurden verletzt, viele von ihnen schwer.

Bis in die frühen Morgenstunden löschte die Feuerwehr den schwersten Pariser Brand in den letzten 20 Jahren. (Foto: Foto: Reuters)

Nach Angaben der Feuerwehr entstand der Brand gegen 02.20 Uhr in der ersten Etage des sechsstöckigen Hotels "Paris-Opéra". Die Ursache des Feuers ist noch ungeklärt.

Die Polizei geht von einem Unglück aus. Es gebe keine Hinweise auf Brandstiftung, sagte ein Polizeisprecher.

Chirac: Schmerzhafte Katastrophe

Staatspräsident Jacques Chirac äußerte sich bestürzt über das Unglück. Paris sei von einer schmerzhaften Katastrophe heimgesucht worden.

Er erwarte unverzügliche Untersuchungsergebnisse, was auch immer die Ursachen dafür seien und wer auch immer die Verantwortung dafür trage.

In dem einfachen Hotel für Pensionsgäste nahe der großen Pariser Kaufhäuser waren nach Aussagen der Anwohner überwiegend kinderreiche afrikanische Familien untergebracht.

"Feuer! Feuer!"

Als das Feuer ausbrach wohnten 75 Menschen in dem Hotel im 9. Stadtbezirk. Von Seiten der Feuerwehr hieß es, die Zimmer seien über die Stadt und die Sozialdienste vergeben worden. Eine Reihe von Hotelgästen hatten sich aus Panik aus den Fenstern des sechsstöckigen Gebäudes auf die Straße gestürzt und dabei Verletzungen erlitten.

Der Anwohner Chakib San berichtete, er sei von Schreien "Feuer! Feuer!" aus dem Schlaf gerissen worden. Er habe drei Menschen gesehen, die aus dem Fenster gesprungen seien. Darunter auch eine Frau und ein Kind, die regungslos am Boden gelegen hätten, nachdem sie dort aufgeschlagen seien. "Sie lagen auf dem Boden. Sie haben sich nicht bewegt", sagte San.

San berichtete, er habe mit Australiern, Kanadiern und Tunesiern gesprochen, die dem Feuer entkommen seien.

In dem Hotel "Paris-Opéra" wohnten überwiegend Ausländer, die später in Sozialwohnungen untergebracht werden sollten. (Foto: Foto: AP)

Feuerwehr: "Sehr schweres Unglück"

Andere Hotelgäste zogen sich durch die sehr starke Rauchentwicklung schwerste Vergiftungen zu. Der Pariser Polizeipräfekt Pierre Mutz sagte, die Flammen hätten so viele Opfer gefordert, "weil das Feuer so plötzlich ausgebrochen ist und die Menschen dann in Panik geraten sind". Von Sicherheitsproblemen des schlichten Hotels sei ihm nichts bekannt.

Innenminister Dominique de Villepin begab sich zum Unglücksort. Er besuchte auch die Verletzten, die in einer Rettungsstation im Kaufhaus Galeries Lafayette behandelt wurden. "Dies ist ein sehr schweres Unglück, wie es sie in Paris zum Glück selten gibt", sagte Feuerwehrsprecher Laurent Vibert.

Etwa 250 Feuerwehrleute brachten die Flammen in einem Großeinsatz mit knapp 60 Löschfahrzeugen nach etwa 70 Minuten unter Kontrolle und hatten das Feuer vor Sonnenaufgang gelöscht. Acht Ambulanzen waren eingesetzt, um die Toten, darunter mehrere Kinder, zu bergen und die zahlreichen Verletzten zu betreuen.

Schlot im Treppenhaus

Die Einsatzkräfte waren nach kürzester Zeit vor Ort. Allerdings wurde ihre Arbeit durch die Enge der Straße auf der Nordseite der Galeries Lafayette behindert. Die Flammen fraßen sich von der ersten Hotel-Etage bis ins Dachgeschoss. "Im Treppenhaus hat sich ein regelrechter Schlot gebildet", sagte Vibert.

Die Hotelgäste seien zum Teil erstickt und hätten keine Chance zum Entkommen gehabt. Eine 41-jährige Anwohnerin berichtete von "Angst- und Hilfeschreien" aus dem Hotel. Sie hörte, wie einige Hotelgäste nach dem Sprung aus dem Fenster mit einem "dumpfen Geräusch" auf der Straße aufschlugen.

Der Brandherd wurde gegen 3:30 Uhr unter Kontrolle gebracht, allerdings loderten die Flammen noch bis gegen 5:00 Uhr aus dem Dachgeschoss. Sämtliche Gebäude rund um das Hotel wurden vorsorglich geräumt.

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