Fourniret führt Polizei zu Leichen:"Extrem kalt, sehr aufmerksam"

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Nach zwei Leichenfunden in den französischen Ardennen steht möglicherweise eine der schlimmsten Serien von Sexualmorden in Europa vor der Aufklärung.

Der mutmaßliche Massenmörder Michel Fourniret führte die Polizei am Wochenende zu den Gräbern am Schloss Sautou. In 1,50 Meter Tiefe wurden die Beamten fündig.

Das Anwesen des mutmaßlichen Serienmörders. (Foto: Foto:)

"Wir haben die ersten materiellen Beweise für seine Taten", sagte der Staatsanwalt von Reims, Yves Charpenel. Nun erwartet die Justiz die schnelle Aufklärung von sieben anderen Morden - und erhofft die Lösung weiterer Fälle, die Fourniret bisher nicht gestanden hat.

Die Beamten fanden auf dem Schlossgelände die Überreste der 12 Jahre alten Elisabeth Brichet aus Belgien und der 22-jährigen Französin Jeanne-Marie Desramault, die beide seit 1989 verschwunden waren. Eine Genanalyse soll den ersten "sicheren Eindruck" anhand von Kleidungsresten und Schmuckstücken bestätigen.

Fourniret habe die Grabung "extrem kalt und sehr aufmerksam" beobachtet, sagte Charpenel. "Fourniret will nur mit bestimmten Leuten reden. Das ist seine Art, seine Macht auszudrücken", fügte der Staatsanwalt hinzu.

Der 62-Jährige hat neun Morde in Frankreich und Belgien gestanden. Die meisten Opfer waren Mädchen, die er fesselte, vergewaltigte und erdrosselte.

Seine Frau Monique Olivier, die ihm bei seiner "Jagd auf Jungfrauen" geholfen hatte, wirft ihm einen weiteren Sexualmord vor. Nach dem Ortstermin wurde das Paar zurück in belgische Gefängnisse gebracht. Bei der Leichensuche waren 200 Polizisten im Einsatz.

"Ich habe meine kleine Tochter wiedergefunden", sagte Elisabeths Vater Francis Brichet erleichtert. Brichet wurde am Sonntag vom belgischen König Albert II. empfangen. Die Audienz ist Ausdruck der Erschütterung, die der Fall Fourniret in Belgien ausgelöst hat.

Fourniret hatte das von ausgedehnten Wäldern umgebene Schloss Sautou 1988 gekauft und bewohnt, bevor er nach Belgien zog. Bezahlt hatte er das 15 Hektar große Gelände nach eigenen Angaben aus einem Schatz, den er einem mit der Terrororganisation Action directe verbundenen Drogenhändler abgenommen habe.

In den 80er Jahren saß Fourniret in Frankreich wegen Vergewaltigungen im Gefängnis. Dort soll er den Drogenhändler kennen gelernt haben. Nach seiner Haftentlassung habe er den Schatz mit der Freundin des Mithäftlings gehoben und dann die Frau ermordet.

Am Samstag fand die belgische Polizei erste Belege für die unglaubliche Geschichte: Sie entdeckte Goldmünzen für 25.000 Euro aus dem Beuteschatz.

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