Flugzeugunglück:Mitten in der Hölle

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Die Ärztin Ligia Palomino ist unter den wenigen Überlebenden der Flugzeugkatastrophe. Ein Augenzeugenbericht von den Stunden des Horrors.

Ligia Palomino ist eine der wenigen Überlebenden des schrecklichen Unglücks. 153 Menschen sind bei der Flugzeugkatastrophe ums Leben gekommen, lediglich 19 haben überlebt. Der Zeitung El País schildert die gebürtige Kolumbianerin, die beim Madrider Unfallhilfsdienst Samur arbeitet, nun den Horror.

"So stelle ich mir die Hölle vor", sagt ein Polizist. Nach der Explosion steigen Qualmwolken über dem Wrack auf. (Foto: Foto: dpa)

Um 13.20 Uhr die Durchsage: Der Pilot entschuldigt sich, es gebe technische Probleme. Ligia erschrickt, sie hört komische Geräusche. Sie klammert sich an dem Arm von José, ihrem Partner und sieht nach Gema, ihrer Schwägerin. Sie wollten nach Gran Canaria, um den 42. Geburtstag der Schwägerin feiern.

Zunächst die Erschütterung, Ligia hört ein "schreckliches Geräusch". Sie ist wie betäubt, bewusstlos, als das Flugzeug über das Rollfeld schießt. Die Erinnerung setzt erst wieder ein bei der Explosion. Sie liegt außerhalb des Wracks inmitten von Körpern. "José, José!", schreit sie. Sie umarmt den Körper neben ihr. Sie dreht ihn um. Es ist nicht José. Die Erde hat sich rot gefärbt von dem vielen Blut. Sie hört Schreie, Verwundete flehen um Hilfe.

Ein Autofahrer beobachtet die Katastrophe von der Ferne: "Ich sah, wie das Flugzeug in mehrere Teile zerrissen wurde", berichtet er. "Dann gab es eine heftige Explosion. Ich hatte zuerst gedacht, die Maschine wäre dabei zu landen. Aber dann neigte sie sich plötzlich zur Seite und bohrte sich mit der rechten Tragfläche in die Erde."

An der Unglücksstelle steigt eine große Qualmwolke empor. Die Feuerwehr setzt Hubschrauber ein, um die brennende Maschine und die in Flammen stehenden Grasflächen zu löschen.

Ligia spürt die enorme Hitze. Sie kann kaum atmen. Die heiße Luft brennt ihr in den Augen.

"Da sah nichts mehr nach einem Flugzeug aus", sagt ein Polizist. "So stelle ich mir die Hölle vor." Ein Kollege ergänzt: "Es war alles schwarz und verbrannt. Die Leichen waren so heiß, dass wir uns beim Wegtragen die Finger verbrannten."

Ligia befindet sich mitten in der Hölle. Sie versucht, aufzustehen, den um Hilfe Flehenden zu helfen. Ihr Oberschenkel gibt nach, sie fällt wieder hin. Sie schreit immer wieder nach José und Gema. Keine Antwort.

Die Rettungskräfte kommen. Sie sehen Ligia. "Sie sahen sie an, dann fingen die Ärzte an zu weinen", schildert Fernanda, Ligias Schwester. Im Krankenwagen drücken sie Ligia ein Mobiltelefon in die Hand, sie ruft Fernanda an. "Sie sagte mir, das Flugzeug sei explodiert, aber es gehe ihr gut, wir sollen uns keine Sorgen machen."

Ligia Palomino erlitt Verbrennungen und oberflächliche Schnittwunden im Gesicht. Außerdem wurde sie wegen eines Oberschenkelbruchs operiert.

Später erfährt Ligia, dass José ebenfalls in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Seine Verletzungen sind nicht lebensgefährlich. Von der Schwägerin hingegen weiß sie immer noch nichts.

© sueddeutsche.de/dpa/hai/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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