Flugzeugkatastrophe in Amazonas:"Chancen, Lebende zu finden, sind gering"

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Die Ursache für den schwersten Absturz in der Geschichte Brasiliens gibt den Behörden Rätsel auf, denn das Flugzeug war neu. Nur eins scheint sicher: Womöglich hat keiner der 155 Insassen der Boeing 737 den Crash überlebt. Die Angehörigen hoffen weiter.

Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in Brasilien mit 155 Insassen an Bord hat es am Samstag kaum Hoffnung auf Überlebende gegeben. Es gebe nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass einer der Insassen das Unglück überlebte, sagte der Chef der brasilianischen Flughafenverwaltung Infraero, José Carlos Pereira, in Brasilia.

Momente der Hoffnung - Angehörige auf dem Flughafen von Manaus warten, bis sie Gewissheit über das Schicksal der 155 Insassen haben. (Foto: Foto: dpa)

Die Boeing 737-800 der Billigfluggesellschaft GOL war am Freitag auf dem Weg von Manaus nach Brasilia abgestürzt. Suchtrupps orteten das Wrack am Samstagmorgen in einem unzugänglichen Waldgebiet im Bundesstaat Mato Grosso. Sollte kein Insasse überlebt haben, wäre es das schwerste Luftfahrtunglück in der Geschichte Brasiliens.

Die Spuren am Unglücksort deuten darauf hin, dass die Maschine mit 155 Insassen an Bord mit der Nase zuerst aufgeschlagen sei, sagte der Chef der Flughafenbehörde, Jose Carlos Pereira, am Samstag.

"Stellen Sie sich mal die Geschwindigkeit vor, mit der sie aus einer Höhe von 11.000 Metern kommend aufgeprallt ist." Die Chancen, jemanden lebend aus den Trümmern zu bergen, seien sehr gering, sagte Pereira vor Journalisten. Es sei kaum möglich, dass jemand einen solchen Absturz überlebe, sagte Pereira vor Journalisten in der brasilianischen Hauptstadt.

Die Boeing hatte erst 200 Flugstunden hinter sich

Die Maschine wurde nach Angaben der nationalen Behörde für Zivilluftfahrt (Anac) rund 200 Kilometer südöstlich der Ortschaft Peixoto Azevedo im Norden von Mato Grosso gefunden. Ein Offizier der brasilianischen Luftwaffe sagte dem TV-Sender Globo, Hubschrauber und Soldaten seien im Einsatz, um sich durch den dichten Wald einen Weg zum Wrack zu bahnen.

Unklarheit herrschte noch immer über die Absturzursache. Verteidigungsminister Waldir Pires spekulierte über "mangelhafte Aufmerksamkeit" der Gol-Piloten. Experten schlossen Wetterprobleme als Ursache für den Zusammenstoß aus.

Laut GOL wurde die Unglücksmaschine erst am 12. September von Boeing ausgeliefert und hatte erst rund 200 Flugstunden hinter sich. Sie hatte die Amazonas-Stadt Manaus am Freitagnachmittag planmäßig verlassen. Rund eine Stunde vor der geplanten Landung in Brasilia brach plötzlich der Kontakt ab; etwa 200 Kilometer südlich der Stadt Cachimbo verschwand die Maschine von den Kontrollschirmen.

Schwerstes Unglück in der Geschichte Brasiliens

Laut einer auch von Verteidigungsminister Waldir Pires vertretenen These stieß die Maschine mit einem Legacy-Jet zusammen, der ungefähr zur selben Zeit auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Serra do Cachimbo notlanden musste. Ein Sprecher der Zivilen Luftfahrtbehörde wies dies hingegen als reine "Hypothese" zurück, für die es keine Beweise gebe.

Auf den Flughäfen von Manaus, Brasilia und Rio de Janeiro, dem endgültigen Zielflughafen, belagerten zahllose Angehörige und Freunde der Passagiere die Schalter und warteten stundenlang vergeblich auf gesicherte Nachrichten. GOL richtete eine Info-Hotline sowie eine psychologische Beratungsstelle ein.

Die 2001 gegründete Airline ist der führende Anbieter von Billigflügen in Brasilien. Die Gesellschaft fliegt rund 50 Ziele in Brasilien sowie die wichtigsten Städte der Nachbarstaaten an. Sollte keiner der Insassen des Flugs 1907 überlebt haben, wäre der Absturz das schwerste Unglück in der Geschichte Brasiliens. Beim bisher schwersten Unglück war im Juni 1982 eine Boeing 727 beim Landeanflug auf die nordöstliche Stadt Fortaleza an einem Berg zerschellt; damals kamen 137 Menschen ums Leben.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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