Florida:Ein Land auf der Flucht

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Der Hurrikan "Frances" hat die größte Evakuierungswelle in der Geschichte des US-Bundesstaates ausgelöst. Hunderttausende versuchen, die Krisenregion über die Highways zu verlassen. Die schweren Winde und Regenfälle werden an dem 450 Kilometer langen Küstenstreifen zwischen Miami und Daytona Beach für Sonntagnacht 2 Uhr (MESZ) erwartet.

Rund 2,5 Millionen Einwohner Floridas haben sich vor dem zerstörerischen Wirbelsturm "Frances" in Sicherheit gebracht. Der Hurrikan zog mit Windgeschwindigkeiten von 195 Stundenkilometern über die Bahamas auf die Ostküste Floridas zu. Rund um das Auge des Wirbelsturms, der sich pro Stunde 17 Kilometer dem Festland näherte und in der Nacht zum Sonntag (Samstag 20.00 Uhr Ortszeit, Sonntag 02.00 Uhr MESZ) an der Küste erwartet wurde, tobten die Windböen auf einer Breite von 280 Kilometern.

Momentan noch über den Bahamas unterwegs aber mit Marschrichtung Florida: Hurrikan Frances. (Foto: Foto: AP)

Nach Einschätzung der Meteorologen könnte "Frances" größere Verwüstungen anrichten als der Hurrikan "Charley", der vor drei Wochen an der Westküste Floridas 27 Tote und Schäden von sieben Milliarden Dollar hinterließ.

Die Anweisungen zur Evakuierung der Küstenregion von Gouverneur Jeb Bush, dem Bruder von US-Präsident George W. Bush, wurden von der Bevölkerung weitgehend befolgt. Hunderttausende versuchten, die Krisenregion über die Highways zu verlassen, auf denen sich lange Staus bildeten.

An einigen Tankstellen ging das Benzin aus, auch mangelte es in vielen Geschäften an Wasser. In den meisten bedrohten Bezirken blieben Schulen, öffentliche Gebäude und Banken geschlossen.

Auch die Eisenbahn hat nach Angaben der Tageszeitung "Miami Herald" den Verkehr eingestellt. Viele Bankautomaten seien leer. Gouverneur Jeb Bush hatte zuvor den Ausnahmezustand verhängt und damit die Nationalgarde aktiviert.

Vorsorglich wurde für Freitag die Schließung des internationalen Flughafens von Fort Lauderdale bei Miami angeordnet. Auch fast alle Flüge Richtung Orlando und West Palm Beach wurden abgesagt. Betroffen waren ferner 6000 Touristen, die von London aus nach Florida fliegen wollten, sowie einige hundert Passagiere von Air France.

Der Hafenbetrieb in Port Everglades wurde eingestellt. Schulen, Amtsgebäude und Restaurants in Südflorida blieben ebenfalls geschlossen.

Das "Kennedy Space Center" der US-Raumfahrtbehörde NASA am Cape Canaveral sicherte am Donnerstag die Unterkünfte für die Space- Shuttle und bleibt bis einschließlich Montag geschlossen. Mehrere britische Fluggesellschaften sagten wegen des Hurrikans Dutzende von Flügen nach Florida ab.

Bereits in der Nacht zum Samstag wurden die ersten Regenfälle erwartet. "Frances" befand sich am Freitag (Ortszeit) über der Insel Eleuthera und zog in nordwestlicher Richtung weiter.

"Das ist wirklich ein mörderischer Sturm", sagte Jeb Bush. Der Bürgermeister des Bezirks Miami-Dade, Alex Penelas, warnte, wenn die Anwohner blieben, könne dies schwere Folgen haben. Auch in West Palm Beach, 110 Kilometer südlich von Miami, mussten rund 300.000 Menschen ihre Häuser verlassen.

Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Stundenkilometern hatte "Frances" am Mittwoch bereits die Turks- und Caicos-Inseln im Karibischen Meer getroffen. Am Donnerstag streifte er die Bahama-Insel Cat Island; dort berichtete ein Einwohner einer lokalen Radiostation in Florida, der Sturm "hört sich an wie ein Güterzug, der über Deinen Kopf hinwegrast".

Obwohl sich "Frances" am Freitagmorgen über den Bahamas etwas abschwächte und mit Windgeschwindigkeiten um die 195 Stundenkilometer von der zweithöchsten Kategorie 4 auf die Kategorie 3 herabgestuft worden war, gaben Meteorologen keine Entwarnung. Sie gingen davon aus, dass sich der Hurrikan mit der warmen und feuchten Luft vor der Küste Floridas voll pumpt und damit neue Kraft gewinnt. Experten rechneten an der Küste mit einer Sturmflut mit bis zu vier Meter hohen Wellen und örtlichen Regenfällen von bis zu 50 Zentimeter.

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