Fall Madeleine:Polizei nimmt Tierkrematorium unter die Lupe

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Bei den Ermittlungen im Fall Madeleine hat die portugiesische Polizei eine Tierverbrennungsanlage durchsucht. Die McCanns heuerten währenddessen den Vorsitzenden der portugiesischen Anwaltskammer als weiteren Rechtsbeistand an.

Portugiesische Medien berichteten am Freitag, dass Polizeibeamte ein Tierkrematorium inspiziert und den niederländischen Besitzer befragt hätten. Sie hätten jedoch nichts Verdächtiges entdeckt.

Evert Hendrik betrachtet das Tierkrematorium in Monchique. (Foto: Foto: Reuters)

Die Presse hatte berichtet, der Besitzer des kleinen Haustierkrematoriums habe Kontakt zu den Eltern des seit fast fünf Monaten vermissten Mädchens gehabt.

Der 61 Jahre alte Besitzer habe die Behauptungen zurückgewiesen. Er sei dem britischen Ärzte-Ehepaar nie begegnet. Er sei lediglich ins Visier geraten, weil er in den Niederlanden im Zusammenhang mit einem Briefbombenanschlag seinerzeit zehn Jahre im Gefängnis gesessen habe.

Das Krematorium ist rund 50 Kilometer von der Ferienanlage entfernt, aus der Madeleine spurlos verschwunden war.

Kate und Gerry McCann haben währenddessen als weiteren Rechtsbeistand den scheidenden Vorsitzenden der portugiesischen Anwaltskammer, Rogerio Alves, angeheuert.

Prominentes Anwaltsteam

"Ich habe diesen Fall angenommen, weil ich glaube, dass es dafür gute Gründe gibt", sagte Alves der portugiesischen Zeitung Diario de Noticias. Es sei einfach wichtig "herauszufinden, was genau geschehen ist, Gerechtigkeit walten zu lassen und - wenn möglich - das Kind zu finden", sagte er weiter.

Die McCanns verfügen bereits über ein prominentes Anwaltsteam: Neben dem portugiesischen Starverteidiger Carlos Pinto de Abreu lassen sie sich von der Londoner Anwaltskanzlei Kingsley Napley beraten, die unter anderem den inzwischen verstorbenen chilenischen Ex-Diktator August Pinochet zu ihren Mandaten zählte. Nach Informationen von Diario de Noticias sollen sich die beiden portugiesischen Anwälte jeweils auf Kate oder Gerry McCann konzentrieren.

Laut dem neuen Sprecher des Ärztepaars sind die McCanns zudem bereit, sich einem Lügendetektor zu unterziehen. "Sie haben nichts zu verbergen und wären dazu bereit, wenn die portugiesischen Ermittler dies wünschen", sagte Clarence Mitchell am Freitag zu entsprechenden Berichten in den britischen Zeitungen.

Es müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Geräte zuverlässig arbeiteten und der Test von einem Experten vorgenommen werde. Er glaube allerdings nicht, dass Lügendetektoren bei Kriminalfällen in Portugal eingesetzt würden, schränkte der Sprecher ein.

Maddie war Anfang Mai aus der Ferienwohnung der McCanns an der Algarve-Küste verschwunden, während die Eltern zum Abendesssen in einem nahegelegenen Restaurant waren. Seit Anfang September gilt das Paar offiziell als "Verdächtige".

Bis heute ist nicht klar, was ihnen die portugiesischen Ermittler genau vorwerfen. Nach Angaben von Freunden und Verwandten stehen die Beiden im Verdacht, ihre kleine Tochter versehentlich getötet und ihre Leiche dann beseitigt zu haben. Die McCanns beteuern hingegen ihre Unschuld. Sie gehen nach eigenen Angaben weiterhin davon aus, dass Maddie entführt wurde.

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