Fall Madeleine McCann:Ermittler werfen Eltern keinen Totschlag vor

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Das Material der portugiesischen Ermittler liegt bei der Staatsanwaltschaft. Angeblich beschuldigt die Polizei Maddies Eltern nicht desTotschlags - sie sollen aber die Leiche des Mädchen verborgen haben.

Im Fall Madeleine legt die portugiesische Polizei den Eltern nach einem Pressebericht keinen Totschlag zur Last. Wie die Zeitung Público berichtete, werfen die Ermittler Kate und Gerry McCann lediglich vor, die Leiche ihrer vierjährigen Tochter verborgen zu haben.

Dies gehe aus dem Bericht ervor, den die Kriminalpolizei am Dienstag der Staatsanwaltschaft übergab. Die Polizei gehe in dem Papier davon aus, dass Madeleine am 3. Mai zu Tode gekommen sei, dass dies aber ein "Unglücksfall" gewesen sei, schreibt die angesehene Zeitung.

Das Verbergen einer Leiche sei ein minderschweres Delikt. Daher hätten die Ermittler auch nicht die Absicht, einen Haftbefehl gegen die Eltern zu erlassen. Die Staatsanwaltschaft muss nun über den weiteren Fortgang der Ermittlungen entscheiden. Sie kann zum Beispiel bei einem Ermittlungsrichter den Antrag stellen, die Meldeauflagen der McCanns zu verschärfen. "Dies ist aber nicht zu erwarten", sagte der Direktor der Kriminalpolizei, Alípio Ribeiro.

Keine Gewissheit über DNS-Spur

Die portugiesische Polizei hat im Fall Madeleine keine klaren Anhaltspunkte dafür, dass das Blut im Leihwagen der Eltern wirklich von dem vermissten Mädchen stammt. "Nach den vorliegenden Laboranalysen kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen, von welcher Person das Blut stammt", betonte Ribeiro in Lissabon. "Es wäre spekulativ zu behaupten, dass Madeleines Leiche sich in dem Leihwagen befand", sagte er im staatlichen Fernsehen RTP.

Er dementierte damit britische Medienberichte, wonach die im Leihwagen entdeckten Blutspuren "zu 100 Prozent" mit den DNS-Werten des vierjährigen Mädchens übereinstimmten. Dies hatten unter anderem die Boulevardzeitung The Sun und der Nachrichtensender Sky News berichtet.

Kate und Gerry McCann hatten den Wagen - einen Renault Scenic - drei Wochen nach dem Verschwinden ihrer Tochter geliehen. Madeleine wurde am 3. Mai 2007 das letzte Mal an der Algarve-Küste gesehen. Die Eltern gelten seit dem Wochenende als Verdächtige.

Es wird spekuliert, dass Gerry und Kate McCann ihre Tochter versehentlich getötet haben und den Tod später vertuschen wollten. Sie könnten, so die unbestätigte Theorie mancher Medien, das tote Kind in dem Auto transportiert haben. Die McCanns sind seit Sonntag wieder in Rothley in Mittelengland.

Eltern beteuern ihre Unschuld

Der Fall der vor vier Monaten verschwundenen Madeleine liegt nach einem Medienbericht nun in den Händen der portugiesischen Staatsanwaltschaft. Die Polizei übergab dem britischen Sender Sky News zufolge die meisten Ermittlungsunterlagen der Anklagebehörde in Portimao.

Zuvor hatten sich die Eltern noch einmal zu Wort gemeldet - und ihre Unschuld beteuert. Er und seine Frau seien "zu 100 Prozent" von ihrer Unschuld überzeugt, schrieb Gerry McCann in seinem Internet-Blog.

Sobald alle Fakten vorlägen, "werden wir in der Lage sein zu zeigen, dass wir bei der Entführung von Madeleine absolut keine Rolle gespielt haben", schrieb Gerry McCann am Montagabend im Weblog findmadeleine.com. Er und seine Frau hätten in der vergangenen Woche auf unbeschreibliche Weise gelitten.

Die Staatsanwaltschaft werde nach der Übergabe der Ermittlungsakten rasch über eine formelle Beschuldigung der McCanns entscheiden, sagte Polizeisprecher Olegario Sousa. Die Anklagebehörde sollte die Akten zunächst bereits am Montag erhalten, für die Verzögerung wurden keine Gründe genannt.

Wer bezahlt die Anwälte?

Die McCanns waren am Sonntag mit Madeleines Geschwistern, zweijährigen Zwillingen, nach England zurückgekehrt. Laut einem Bericht der britischen Inlandsnachrichtenagentur PA prüfen die Verwalter eines für die Suche nach Madeleine eingerichteten Fonds, ob ein Teil des Geldes in Höhe von einer Million Pfund (1,5 Millionen Euro) für die Kosten verwendet werden kann, die den McCanns für Anwälte entstehen. PA berief sich auf einen nicht näher genannten Freund der Familie.

Madeleine gilt seit dem 3. Mai als vermisst. Sie verschwand nach Darstellung der Eltern aus einer Ferienwohnung an der Algarve, während sie rund 50 Meter entfernt in der Hotelanlage zu Abend aßen.

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