Exotischer Vogel sucht Anschluss bei Störchen:Der Irrflug des Pelikans

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In Bayern sucht derzeit ein Pelikan Anschluss bei Störchen. Diese sind etwas irritiert über den Neuzugang. Woher der exotische Vogel kommt und was er will, weiß man nicht.

Er ist fünf bis sechs Jahre alt, wiegt um die zehn Kilo und trägt sein Prachtkleid. Außerdem ist er auffällig auf Störche fixiert, wenngleich er sich schon mal mit ihnen anlegt, wie Storchenexperte Thomas Ziegler aus Feuchtwangen berichtet.

(Foto: Foto: dpa)

Er hat den mächtigen Pelikan am Wochenende im Schwäbischen beobachtet . Woher der Wasservogel kommt, weiß keiner. Könnte sein, dass er von der rumänischen Schwarzmeerküste die Donau entlang nach Bayern gesegelt ist, sagen die einen. Könnte aber auch sein, dass er sich in Afrika irrtümlich Störchen auf ihrem Flug gen Norden angeschlossen hat und nun nicht weiß, wohin, sagen die anderen.

Vielleicht ist der Pelikan aber auch nur ganz banal aus einem Zoo ausgebrochen. Im Straubinger Tiergarten geht gerade einer ab. "Der fliegt im Frühjahr immer mal wieder davon", sagt Tierpfleger Torsten Schmidt, "und seit dem Wochenende ist er weg."

Wie auch immer, fest steht, dass der Pelikan am Freitagabend erstmals gesichtet wurde, in Windsfeld im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen. "Dort hat er sich auffällig für ein verlassenes Storchennest interessiert", sagt Ziegler. "Das hat riesiges Aufsehen dort erregt."

Schon am Samstagmorgen war der Pelikan wieder weg. Aber nicht lange. Plötzlich tauchte er in Rudelstetten (Kreis Donau-Ries) auf und steuerte das Storchennest auf dem Kirchturm an. "Die Störche haben indiginiert geschaut", sagt Ziegler, "darauf hat sie der Pelikan in Ruhe gelassen." Anders in Erbermergen bei Donauwörth: Dort griff der einsame Pelikan ein Storchennest an, und die brütenden Vögel hatten viel zu tun, bis er flüchtete.

Das Scharmützel scheint dem Pelikan die Lust auf Schwaben verdorben zu haben. Schon am Sonntagabend wurde er im oberpfälzischen Amberg gesichtet. Diesmal sogar zusammen mit einem Storch. Die beiden ließen sich auf dem Dach der dortigen Frauenkirche nieder, wo die 14-jährige Sophie Geiss das ungleiche Paar fotografierte.

Die Liaison hielt nicht lange. Am Montag war der Pelikan wieder solo unterwegs - in Weiden, wo er abermals Anschluss suchte. "Wir haben hier seit mindestens zehn Jahren ein Storchennest auf dem Alten Rathaus", sagt der städtische Naturschutzreferent Martin Scheidler, "das hat er wieder und wieder umkreist." Unten in der Altstadt war die Aufregung groß.

Momentan ist der Pelikan wieder verschwunden, und es ist ungewiss, ob er zurückkommt: "So ein Pelikan ist sehr mobil, der fliegt bis zu 2000 Kilometer am Stück", sagt der Amberger Vogelschützer Bernhard Moos. "Außerdem hat er eine sehr gute Orientierung. Wenn der erst einmal merkt, dass er sich verflogen hat, dreht er einfach wieder um."

© SZ vom 18.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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