Evangelische Kirche:Schwuler Pfarrer könnte Bischof werden

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Ein Pfarrer, der sich zu seiner Homosexualität bekennt, hat sich zur Wahl zum Bischof aufgestellt. Die Kandiatur ist sehr umstritten - manche fürchten Sodom und Gomorrha.

Matthias Drobinski

"Was gewinnt Nordelbien, wenn Horst Gorski der weltweit erste schwule lutherische Bischof wird?" Dieter Müllers Antwort ist klar: Es werde in Schleswig und Umgebung zugehen wie einst in Sodom und Gomorrha, wenn das passiert. Denn nur ein zölibatär lebender Schwuler sei als Bischof "geistlich vorstellbar", wenn er zudem "der schwulen Ideologie im Namen Gottes" entgegentrete. Das sei "von Dr. Gorski nicht zu erwarten" - schließlich habe der Pastor 1990 eine Vereinigung homosexueller Pfarrer gegründet. Und dann habe der Propst von Hamburg-Altona Probleme mit der Kreuzestheologie und vertrete eine seichte Wohlfühl-Religiosität.

Müller schreibt dies im Vereinsblatt der "Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis", einer streng konservativen Vereinigung mit wenigen hundert Mitgliedern, aber der Text des Vorstandsmitglieds zeigt: In Deutschland ist die Wahl eines Bischofs, der sich zu seiner Homosexualität bekennt, kaum weniger umstritten als die Wahl Jeffrey Johns zum Bischof von Reading, die fast zur Spaltung der anglikanischen Kirche Englands geführt hätte.

Diffamierende Vorwürfe

Dabei ist gar nicht sicher, dass die Landessynode am 12. Juli den Altonaer Propst zum Nachfolger von Bischof Hans Christian Knuth wählen wird, der am 1.Oktober in den Ruhestand geht: Es gibt mit Gerhard Ulrich aus Kappeln einen Gegenkandidaten - Gorski, 51, hat sich als Prediger und Theologe profiliert, Ulrich,57, gilt als guter Seelsorger. "Der Wahlausschuss hält beide Kandidaten für uneingeschränkt geeignet", sagt die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, die dem Gremium vorsitzt.

Überhaupt melden sich nun zahlreiche Unterstützer Gorskis. Die Vorwürfe seien "diffamierend", sagt Synodenpräsident Hans-Peter Strenge; möglich, dass der Protest der Strenggläubigen Gorskis Kandidatur eher nützt als schadet. Rechtlich stünde der Wahl eines schwulen Bischofs nichts entgegen: Seit 1997 ist die offen gelebte Homosexualität in Nordelbien kein Hindernis mehr für eine Ordination; andere Landeskirchen erlauben dies nur in Ausnahmen. Pfarrer Gorski will zu der Debatte keine Stellung nehmen. "Es gibt wichtigere Themen", hat er gesagt.

© SZ vom 31.05.2008/imm/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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