Eurovision Song Contest:Gracia für Deutschland

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Im Duell der ehemaligen Casting-Stars hat sich Gracia gegen Nicole Süßmilch & Marco Matias durchgesetzt und wird Deutschland beim Grand Prix in Kiew vertreten. Ebenso knapp wie ihr Vorsprung im entscheidenden Wahldurchgang war auch das Outfit der jungen Münchnerin.

Gracia singt für Deutschland beim Grand Prix. Die 22-Jährige schlug am Samstagabend ganz knapp das Duo Nicole Süßmilch & Marco Matias, die wie Gracia durch Casting-Shows im Fernsehen bekannt geworden sind. Nun fährt Gracia mit ihrem rockigen Hit "Run & Hide" am 21. Mai zum Eurovision Song Contest nach Kiew.

Doch auch die jungen Castingstars brachten der ARD kein Glück: Die Quote brach auf 3,56 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 11,2 Prozent) ein. Das sind noch einmal knapp 2 Millionen weniger als im vergangenen Jahr - damit fiel das Zuschauerinteresse auf den Tiefpunkt des Jahres 1997, bevor die "Spaßfraktion" um Guildo Horn den dahinsiechenden Grand Prix wiederbelebte.

NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer, verantwortlich für den Grand Prix, verteidigte dennoch das ernsthaftere Konzept der Show, nur Musiker und Songs zuzulassen, mit denen Deutschland international eine Chance habe. "Die Frage, wer Deutschland international vertritt, hat aber leider nicht mehr das Interesse gefunden wie früher", sagte er am.

Überwältigte Siegerin

Dass diesmal keine Trash- oder Blödelkandidaten wie Zlatko am Start waren, habe zwar der Quote geschadet. "Aber auf Quatsch wollen wir verzichten. Es war wichtig, dass wir auf diese Musikauswahl gesetzt haben." Er glaubt daher auf ein erfolgreiches Finale: "Mit Gracia können wir international im vorderen Feld landen."

Die 22-jährige Münchnerin Gracia Baur hatte sich am Samstag in der Finalabstimmung mit 52,8 Prozent der Telefon- und SMS-Stimmen nur hauchdünn gegen Süßmilch & Matias durchgesetzt, die von Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel ins Rennen geschickt wurden. Das Duo hatte im ersten Wahlgang noch vorne gelegen.

"Ich fühle mich überwältigt", sagte Gracia, als sie von der internationalen Vorjahressiegerin Ruslana in die ukrainische Flagge gehüllt wurde. Mit Blick auf das Finale versprach sie: "Es wird gigantisch. Ich finde es klasse, dass ich Deutschland vertreten darf." Ruslana machte Mut: "Gracia wird in Kiew gute Chancen haben!"

Bekannt geworden ist die Münchnerin vor zwei Jahren durch die RTL-Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar", dabei hatte sie auch ihre Berliner Konkurrentin Nicole Süßmilch kennen gelernt. Süßmilchs Duett-Partner Marco Matias wurde bei der ZDF-Castingshow "Die deutsche Stimme" entdeckt.

Mit ihrem Auftritt am Samstag in der Arena in Berlin-Treptow im schwarzen Ledermantel, darunter nur ein schwarzes BH-Oberteil, die dunkel gefärbten Haare im Wind zerzaust, begeisterte Gracia die Fans nicht nur optisch, sondern auch mit ihrem fetzigen Rocksong.

Siegel hatte sich mit der von ihm komponierten Ballade "A Miracle Of Love" unter Pseudonym in die Qualifikation "geschmuggelt" und hätte es fast zu seinem 15. Grand-Prix-Finale als Komponist geschafft. Dafür darf sich Gracia-Produzent David Brandes doppelt freuen. Er geht mit der Band Vanilla Ninja auch für die Schweiz ins Eurovisions-Rennen. Ebenfalls eine Besonderheit: Sowohl der Siegel-Titel auch Gracias Lied stammen vom selben Texter, Bernd Meinunger.

Im vergangenen Jahr hatte Stefan Raabs Kandidat Max Mutzke Platz acht für Deutschland erreicht. Der einzige deutsche Sieg liegt mehr als 20 Jahre zurück: 1982 hatte Nicole mit dem Siegel-Lied "Ein bißchen Frieden" gewonnen.

Die Eurovisions-Fans freuten sich am Samstag über Gracias Sieg. "Ein Lob auf den zweiten Wahlgang", sagte Michael Sonneck vom Eurovision Club Germany bei der Aftershow-Party. ARD-Moderator Reinhold Beckmann sagte über die Finalisten: "Die Siegel-Kraft hat mich dann doch wieder überrascht."

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