Erziehung in England:Igitt ist auf dem Index

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Schmeckt einem Kleinkind ein scharfes Curry-Gericht aus dem Fernen Osten nicht, steht es in Großbritannien unter Rassismusverdacht.

Kindermund tut Wahrheit kund, heißt ein Sprichwort. Ein anderes lautet: Wehret den Anfängen. In Großbritannien will man deshalb schon Kleinkindern aufs Plappermaul schauen und ihnen über den Mund fahren, wenn ihnen ungewohnt scharfes Essen aus dem Fernen Osten nicht schmecken will. Huscht ein "Igit"" über die Lippen, müssen die Erzieher nun einschreiten, da dies als rassististisch interpretiert werden könne. So warnt ein 366 Seiten starker Ratgeber für britische Kindergärtner und Erzieher. Erstellt wurde das Dokument vom National Children's Bureau (NCB), der staatlich geförderten Dachorganisation von Kinderschutzvereinen in England und Nordirland.

Achtung, Kind: Wenn es nicht schmeckt, müssen rassistische Bemerkungen vermieden werden. (Foto: Foto: ddp)

Das NCB wird jährlich mit 12 Millionen Pfund (15,2 Millionen Euro) aus Steuermitteln gefördert und hat jetzt diesen Maßnahmenkatalog erstellt, um Rassismus schon im Frühstadium zu bekämpfen. Darüber berichtet die britische Tageszeitung Telegraph.

Erst recht sollten Mitarbeiter von Kindergärten einschreiten, wenn ihre Kleinen farbige Spielgefährten als "Blackie" oder asiatische als "Pakis" bezeichnen, wenn sie hochmütig von "diesen Leuten" oder davon sprechen, dass andere "riechen" würden.

Der NCB-Ratgeber rät den Erziehern, diese rassistischen Äußerungen nicht zu ignorieren und sofort einzuschreiten. Sie sollen erklären, so dass die Kleinen erkennen, dass diese Wortwahl negativ sei.

Die NCB ermuntern die Erzieher, so viele Zwischenfälle wie möglich der örtlichen Behörden zu melden. "Manche denken, eine hohe gemeldet Zahl der rassistischen Zwischenfälle würde ein schlechtes Licht auf ihre Einrichtung werfen. Dabei ist das Gegenteil der Fall."

Sie sollten zudem dagegen einschreiten, wenngleich mit der gebotenen Sensibilität, sagte Jane Lane dem Sender BBC. Lane ist Autorin der Richtlinie. "Es geht darum, alarmiert zu sein und Fragen zu stellen, zugleich sensibel zu sein und niemals Kinder anzugreifen, aber stets darüber nachzudenken, warum sie dieses oder jenes gesagt oder getan haben."

© sueddeutsche.de/ dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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