Sex, Geld und Blut: Das Verbrechen an dem französischen Promi-Banker Edourd Stern birgt reichlich Schlagzeilenpotential für die Klatschpresse. Vier Jahre nach dem skandalumwobenen Tod des Bankiers muss sich dessen Ex-Geliebte ab Mittwoch vor dem Genfer Geschworenengericht verantworten. Die 40-jährige Französin ist der vorsätzlichen Tötung angeklagt; sie ist geständig.
Der 50-jährige Stern wurde im März 2005 gefesselt und nur mit einem Latex-Anzug bekleidet tot in seiner Wohnung im Genfer Stadtzentrum aufgefunden. Er war am Abend zuvor offenbar während sadomasochistischer Sexspiele durch vier Schüsse getroffen worden, zwei davon in den Kopf.
Aufruhr in der Hochfinanz
Das Opfer stand auf der Liste der reichsten Franzosen auf Platz 38, war eine bekannte Figur in der internationalen Hochfinanz. Und als knallharter Geschäftsmann bekannt: Schon im Alter von 22 Jahren hatte er seinen Vater vom Chefsessel der familieneigenen Bank verdrängt. Später gründete er den Investmentfond "Investment Real Returns" und verwaltete bis zu seinem Ableben ein Vermögen in Höhe von 600 Millionen Euro.
Unmittelbar nach der Tat war es zu wilden Spekulationen über Täterschaft und Motiv gekommen, die Spekulationen am Finanzplatz Genf überschlugen sich: Ein Mord im Sadomaso-Milieu und sogar Bezüge zur Russen-Mafia wurden erwogen, oder die Rache für einen missglückten Finanz-Deal. Gut zwei Wochen nach der Tat wurde Sterns langjährige Geliebte in Genf verhaftet.
Die damals 36-jährige Französin, die sich mit Stern wegen Geldangelegenheiten gestritten hatte, legte rasch ein Geständnis ab. Sie war im Besitz des einzigen fehlenden Schlüssels für die Genfer Wohnung des Bankiers. Die Tür zu der Wohnung, in der Stern getrennt von Ehefrau und Kindern lebte, war verschlossen. Nichts deutete auf ein gewaltsames Eindringen hin.
Auf einen Hinweis der Geliebten hin wurden wenig später drei Schusswaffen aus dem Genfer See bei Montreux geborgen.
"Durchtriebene Kokotte"
Der mit Spannung erwartete Prozess dürfte vor allem auch Aufschluss über das Motiv geben. Der Untersuchungsrichter vermutet einen Rechtsstreit um eine Million Dollar als Tatmotiv. Stern hatte diese Summe auf ein Bankkonto in der Schweiz überwiesen, auf das die Geliebte Zugriff hatte, dieses aber später wieder sperren lassen.
Der Genfer Staranwalt Marc Bonnant, der die Interessen der Bankiersfamilie vertritt, hatte die mutmaßliche Täterin bei einer Anhörung vor der Genfer Anklagekammer als "durchtriebene Kokotte" bezeichnet, die es auf das Geld des ihr verfallenen Bankiers abgesehen habe.
Pulsadern aufgeschnitten
Die Verteidigung stellte die Frau hingegen als Opfer dar, die die sexuellen Phantasien des Geliebten habe befriedigen müssen. Die Verteidigung will daher auf Totschlag plädieren. Die Angeklagte leidet nach Darstellung ihres Anwalts unter schweren Depressionen. Im April 2008 schnitt sie sich in der Untersuchungshaft mit einer Rasierklinge die Pulsadern auf, konnte aber gerettet werden. Die Frau wurde mittlerweile psychiatrisch begutachtet.
Der Prozess ist auf acht Verhandlungstage angesetzt. Dutzende Zeugen, darunter bekannte französische Persönlichkeiten, sind vorgeladen.