Ermittler über Thomas Wolf:Fit, allein, unauffällig

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Neue Details zum mutmaßlichen Erpresser Thomas Wolf: Den Fahndern zufolge sei er auf der Flucht sogar von Polizisten angesprochen worden - diese hätten ihn aber nicht erkannt.

Dem gefassten Schwerverbrecher Thomas Wolf drohen 15 Jahre zusätzliche Haft. Er soll nach den Worten des Staatsanwalts Hartmut Ferse in Wiesbaden wegen der Entführung einer Bankiersfrau im März dieses Jahres und wegen eines Banküberfalls aus dem Jahr 2000 in Hamburg angeklagt werden. Wolf muss zudem noch rund sechs Jahre Reststrafe absitzen.

Mit diesem Bild fahndete die Polizei zuletzt nach dem mutmaßlichen Millionenerpresser Thomas Wolf. (Foto: Foto: dpa)

Der mutmaßliche Schwerverbrecher schweigt nach seiner Verhaftung in Hamburg zu den Vorwürfen: "Er macht keine Aussagen", erklärte Jörn Blicke von der Zielfahndung der Hamburger Polizei, die seit neun Jahren nach dem Mann suchte. Nach einem Tipp wurde Wolf am Donnerstagabend in Hamburg auf der Reeperbahn verhaftet.

Der Festnahme seien detaillierte Hinweise eines Zeugen vorausgegangen. Zum Tippgeber erklärte Polizeifahnder Blicke, der Betreffende habe "vor einigen Tagen" Kontakt zu Wolf gehabt. Daraufhin sei der Hinweisgeber misstrauisch geworden, habe im Internet die Fahndungsseite nach Wolf gelesen und sich dann mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Der entscheidende Hinweis war bereits am Sonntag bei der Polizei in Hessen eingegangen.

"Wir haben ihn dann über technische Maßnahmen in St. Pauli lokalisieren können", sagte Blicke. Polizisten hätten ihm schließlich auf der Reeperbahn "in die Augen geblickt" und verhaftet.

Festnahme nach Stadtbummel

Die Hamburger Fahnder beschrieben Wolf als unauffällig. "Wolf ist fit, aber er wirkt älter als er ist. Man muss sich ihn nicht als alten Mann vorstellen", sagte Blicke. In den vergangenen Jahren sei Wolf sogar von Polizisten angesprochen worden, die aber keinen Grund gehabt hätten, Verdacht zu schöpfen.

Wolf hielt sich seit etwa einer Woche in Hamburg auf und habe in Hotels gewohnt. "Er hat hier auch eine Unterkunft gesucht", berichtete der Leiter der Ermittlungsunterstützung, Reinhard Bromm.

Der Gesuchte habe aber nach bisheriger Erkenntnis keine Verbindung zu seinem alten Milieu in Hamburg aufgenommen. "Er war schon relativ allein", sagte Blicke.

Bei der Verhaftung war er unbewaffnet und hatte keine Ausweise dabei. Offenbar war er vor seiner Festnahme auf einem Einkaufsbummel in der Innenstadt.

"Er hat schlichtweg Kaffee getrunken und war einkaufen", sagte Blicke. Anschließend habe er sich im Stadtteil St. Pauli durch die Straßen treiben lassen. "So wie es schien, hatte er kein bestimmtes Ziel."

Nach seiner Festnahme befindet sich Wolf jetzt im Hamburger Untersuchungsgefängnis. Die Behörden in Hessen kündigten an, dass die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden die Anklage zügig fertigstellen werde. Noch in der Nacht waren Beamte aus Hessen nach Hamburg gereist.

Wolf, der Anfang 2000 einen Freigang vom Gefängnis zur Flucht nutzte, lebte neun Jahre unerkannt mit seiner Lebensgefährtin in Frankfurt am Main. Die Frau will von seiner wahren Identität nichts gewusst haben. Anfang des Jahres 2000 war er in Nordrhein-Westfalen von einem Hafturlaub nicht mehr zur Justizvollzugsanstalt Moers/Kapellen zurück.

In Frankfurt gab er sich den Ermittlungen zufolge als Niederländer David van Dijk aus. Seinen Lebensunterhalt habe er von der Beute eines Bankraubs in Hamburg bestritten, den Wolf im April 2000 beging.

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