Zwei Tage nach dem schweren Beben in Italien ist Bulgarien am frühen Morgen von heftigen Erdstößen erschüttert worden. Wie der staatliche Rundfunk berichtete, erreichte das Beben eine Stärke von 5,9 bis 6; die US-Erdbebenwarte USGS gab sie zunächst mit 5,8 an, später mit 5,6. Das Epizentrum habe etwa 25 Kilometer südlich der Hauptstadt Sofia bei der Stadt Pernik gelegen, hieß es im Rundfunk.
Nach offiziellen Angaben wurde bei dem Erdbeben niemand verletzt. Es habe "keine Opfer" gegeben, sagte Innenminister Zwetan Zwetanow. Mehrere Menschen hätten aber wegen Nervenzusammenbrüchen behandelt werden müssen. Der Minister sagte der bulgarischen Nachrichtenagentur Focus, die Behörden hätten in Pernik einen Krisenstab eingerichtet. Zusätzliche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften seien in das betroffene Gebiet entsandt worden.
Das Beben war im gesamten Westen und Südwesten des Landes zu spüren. Größere Schäden wurden zunächst nicht bekannt. An einigen Gebäuden hätten sich Risse gebildet. Außerdem seien mehrere Schornsteine eingestürzt, meldete der Rundfunk.
Die Menschen in der Hauptstadt wurden von dem Beben um kurz nach drei Uhr (Ortszeit) aus dem Schlaf gerissen. Gegenstände seien von Wänden und aus Regalen auf den Boden gefallen. Vielfach seien die Menschen trotz starken Regens nur leichtbekleidet und in Panik aus ihren Häusern ins Freie gestürmt. Zeitweise fielen Strom und Internet aus.
"Alles bewegte sich auf unglaubliche Weise", sagte eine Jugendliche in einem westlichen Vorort von Sofia. "Ich bin schreiend auf die Straße gerannt, und heute möchte ich nicht mehr nach Hause gehen." Einige Bewohner, die in Schlafanzügen auf der Straße saßen, berichteten von einem Nachbeben anderthalb Stunden nach dem ersten Erdstoß. Nach Angaben der Erdbebenwarte hatte dieses eine Stärke von 4,2 bis 4,3. Die USGS gab die Stärke mit 4,9 an.
Obwohl Bulgarien in einem Erdbebengebiet liegt, sind starke Beben dort eher selten. Vor knapp drei Jahren war die im Osten des Landes gelegene Schwarzmeerregion von einem Beben der Stärke 4,7 erschüttert worden. Das Epizentrum lag damals im benachbarten Rumänien.
Am Wochenende hatte ein Erdbeben der Stärke 6,0 im Nordosten Italiens mindestens sieben Menschenleben gefordert. Etwa 4500 Menschen wurden obdachlos. Nach Angaben bulgarischer Seismologen gibt es aber keinen Zusammenhang zwischen beiden Beben.