Erdbeben in Pakistan:Hunderte Tote, Tausende Obdachlose

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Nach dem schweren Erdbeben in Pakistan steigt die Zahl der Todesopfer weiter an. Die UN, Europa und die USA sicherten dem Land Hilfe zu.

Einen Tag nach dem schweren Erdbeben im Südwesten Pakistans ist die Zahl der Todesopfer weiter gestiegen. Nach Berichten pakistanischer Medien kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt.

Eine Pakistanerin weint vor den Trümmern ihres Hauses. (Foto: Foto: AP)

Ganze Familien seien bei der Katastrophe verschüttet worden. Weitere Todesopfer seien zu befürchten, sagte ein Mitglied der Provinzregierung von Baluchistan, Zamarak Khan.

Die Regierung Baluchistans gab die Zahl der Menschen, die durch das Beben obdachlos wurden, mit mehr als 15.000 an. Anderen Schätzungen zufolge sollen sogar mehr als 40.000 Menschen obdachlos sein. Tausende Überlebende warten auf Hilfe.

Im am schwersten betroffenen Dorf Wam waren in der Nacht zum Donnerstag noch keine Zelte für die Erdbebenopfer eingetroffen, wie ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete. Die Dorfbewohner kauerten sich bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt um Lagerfeuer und versuchten, in den Ruinen ihrer eingestürzten Lehmhäuser Schutz vor der Kälte zu finden.

Unterdessen ging die Suche nach Überlebenden weiter. Vielerorts suchten Menschen mit bloßen Händen in den Trümmern ihrer eingestürzten Häuser nach verschütteten Angehörigen. Baluchistan ist die größte, aber am dünnsten besiedelte Provinz Pakistans. Sie ist zugleich die ärmste Provinz des Landes.

Zelte, Decken, warme Kleidung

Die Vereinten Nationen sicherten Pakistan ebenso Hilfe zu wie die EU, die USA und internationale Organisationen. Die Regierung in Islamabad wollte von sich aus keinen Hilfsappell an die Staatengemeinschaft richten. Man werde aus eigenen Kräften mit den Folgen des Bebens fertig, sagte der Chef des Katastrophenschutzes, Faruk Ahmed Khan.

Seine Behörde schickte Zelte, Decken und warme Kleidung in die betroffene Region. Auch ein Feldkrankenhaus der Armee stand zum Transport ins Katastrophengebiet bereit. Khan betonte jedoch, wenn jemand helfen wolle, "ist das sehr willkommen". Pakistan ist schwer von der Finanzkrise betroffen und steht kurz vor dem Staatsbankrott.

Das Beben der Stärke 6,4 hatte die meisten Menschen am Mittwoch um 5.10 Uhr Ortszeit im Schlaf überrascht. Familien flohen panisch aus den Häusern. Das Epizentrum lag etwa 60 Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Quetta. Nach dem Beben kam es in der Provinz zu Erdrutschen. Nachbeben versetzten die Menschen immer wieder in Angst und Schrecken.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bot dem südasiatischen Land die Hilfe der Vereinten Nationen an. Neben humanitärer Hilfe sei auch finanzielle Unterstützung möglich, erklärte Ban in New York.

Ärmste Provinz

"Die EU ist bereit, humanitäre Unterstützung zu leisten, wenn dies gewünscht wird", betonte EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte Pakistan in einem Kondolenzschreiben an Präsident Asif Ali Zardari die Hilfe Berlins zu. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bot als schnelle Soforthilfe 250.000 Euro an.

Pakistan war schon häufiger Schauplatz verheerender Erdbeben. Zuletzt waren im Oktober 2005 bei einem Beben der Stärke 7,6 im pakistanischen Teil Kaschmirs und anderen nordpakistanischen Regionen mindestens 73.000 Menschen ums Leben gekommen. Im indischen Teil Kaschmirs starben damals mehr als 1300 Menschen. Allein in Pakistan wurden 3,5 Millionen Menschen obdachlos.

© AFP/dpa/gal/akh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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