Erdbeben in Japan:Radioaktivität ausgetreten

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Nach dem Erdbeben in Japan muss der Betreiber des Atomkraftwerks Kashiwazaki zugeben, dass mehr Fässer mit Atommüll umgestürzt sind als zunächst angegeben.

Nach dem schweren Erdbeben in Japan müssen die Betreiber des beschädigten Atomkraftwerks Kashiwazaki immer mehr Fehlinformationen korrigieren.

So seien rund 400 Fässer mit Atommüll umgekippt und nicht 100 wie zunächst angegeben, erklärte die Betreiberfirma TEPCO. Von 40 habe sich der Deckel gelöst. Bereits zuvor hatte TEPCO eingeräumt, dass nach dem Beben am Montag deutlich mehr Radioaktivität austrat als zunächst angegeben.

Das Leck sei um die Hälfte größer gewesen als bislang angegeben, erklärte der Kraftwerksbetreiber LEPC und berief sich auf einen Rechenfehler. Statt der angegebenen 60.000 handele es sich um 90.000 Becquerel.

Diese Menge liege aber immer noch weit unter den kritischen Werten, erklärte LEPC. Der Sprecher einer staatlichen Atomaufsichtsbehörde, Akira Fukushima, bestätigte, dass Inspekteure keine gefährlichen Abweichungen gemessen hätten.

TEPCO war bereits in die Kritik geraten, weil es Probleme wie einen Brand in einem Transformator zu spät veröffentlichte. Unterdessen wurde bekannt, dass das Atomkraftwerk Kashiwazaki offenbar in der Nähe einer geologischen Störungszone steht.

Messdaten deuteten darauf hin, dass unter dem Meeresboden nahe der Anlage die Grenze zwischen zwei tektonischen Platten verlaufe, erklärte ein Sprecher von TEPCO. Ein Mitarbeiter der Meteorologischen Behörde sagte, möglicherweise verlaufe die Grenze teilweise unter dem Gelände der Anlage.

LEPC-Chef Tsunehisa Katsumata entschuldigte sich bei der Bevölkerung für "den Ärger und die Sorgen", die das Unternehmen verursacht habe.

Es habe sich aber im Wesentlichen gezeigt, dass die Sicherheitsmaßnahmen funktioniert hätten, sagte er. Am Dienstag legte LEPC eine Liste mit Dutzenden Funktionsstörungen vor, die durch das Beben der Stärke 6,8 entstanden.

Unter anderem liefen rund 1.200 Liter schwachradioaktives Wasser aus und strömten ins Meer. TEPCO-Sprecher Akitsuka Kobayashi sagte, Inspekteure hätten bestätigt, dass aus den umgestürzten Fässern Atommüll herausgefallen sei.

Die Atomanlage Kashiwazaki ist gemessen an der Stromproduktion die größte der Welt. Sie liegt nur 19 Kilometer vom Epizentrum des Erdstoßes vom Montag entfernt und hatte sich während des Bebens automatisch abgeschaltet. Bei einer Führung durch die Anlage sahen Reporter am Mittwoch Risse in den Straßen, umgestürzte Zäune und beschädigte Gehwege.

IAEA fordert gründliche Untersuchung

Der Bürgermeister von Kashiwazaki zeigte sich am Mittwoch besorgt und ordnete die Schließung der Anlage auf unbestimmte Zeit an. Sie dürfe erst wieder in Betrieb genommen werden, wenn ihre Sicherheit gewährleistet sei, sagte Hiroshi Aida. Die Regierung hat bereits angekündigt, die Anlage müsse erst einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden, bevor sie wieder hochgefahren wird.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) forderte Japan auf, den Vorgang transparent und gründlich zu untersuchen. Es müsse geprüft werden, ob daraus Lehren für andere Atomkraftwerke weltweit gezogen werden könnten, erklärte IAEA-Leiter Mohamed ElBaradei in Malaysia.

Zugleich bot er den japanischen Behörden Unterstützung durch internationale Experten seiner Organisation an.

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