Erdbeben in den Abruzzen:Italien nimmt Abschied

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Bei der Trauerfeier in L'Aquila haben die Angehörigen der Erdbebenopfer der Toten gedacht. Papst Benedikt XVI. drückte sein Mitgefühl aus. Ein schweres Nachbeben erschütterte die Region.

Italien hat Abschied von den 289 Opfern des schweren Erdbebens in den Abruzzen genommen.

Premier Silvio Berlusconi bei der Trauerfeier in l'Aquila. (Foto: Foto: AFP)

Bei einer Trauerfeier in der schwer zerstörten Stadt L'Aquila drückte Papst Benedikt XVI. den Opfern sein Mitgefühl aus. Er trauere mit den Angehörigen um die Opfer und teile ihren Schmerz, hieß es in einer Botschaft, die der Privatsekretär des Papstes, Georg Gänswein, bei dem zentralen Gedenkgottesdienst verlas. Den Verletzten wünschte er eine "schnelle Gesundung".

Vor seiner Abreise nach L'Aquila sprach Ministerpräsident Silvio Berlusconi von einem "Augenblick großer Emotionen". Er fügte hinzu: "Wie kann man angesichts von so viel Leid nicht bewegt sein?"

Der Trauergottesdienst wurde vom vatikanischen Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone geleitet. Der Vatikan hat dafür einen Dispens erteilt, weil der Karfreitag der einzige Tag im Jahr der katholischen Kirche ist, an dem keine Messe gefeiert werden soll. Stefania Pezzopane von der Stadtverwaltung sagte: "Heute begeben wir uns alle auf einen Kreuzweg." Die Stationen eines Kreuzwegs erinnern an die Leiden Christi auf seinem Weg zur Kreuzigung.

Für die Trauerfeier waren mehr als 200 mit Blumen geschmückte Holzsärge auf dem großen Platz einer Militärschule in L'Aquila aufgestellt, darunter auch mehrere weiße Kindersärge. Zu der Trauerfeier wurden mehr als 10.000 Menschen erwartet. Neben zahlreichen Angehörigen nahmen auch der italienische Präsident Giorgio Napolitano und Ministerpräsident Silvio Berlusconi an dem Gottesdienst teil, der landesweit im Fernsehen übertragen wurde.

Die Kirche hatte für den Gottesdienst eine Sondererlaubnis erteilt, denn normalerweise werden am Karfreitag keine Messen gefeiert. Zum Gedenken an die Erdbebenopfer waren am Freitagmorgen in ganz Italien die Flaggen auf Halbmast gesetzt worden.

Die Region wurde am Donnerstagabend von einem schweren Nachbeben erschüttert. In L'Aquila stürzte ein vierstöckiges Gebäude in sich zusammen, das bereits bei dem verheerenden Erdbeben vom Montag schwer beschädigt worden war. Das Nachbeben der Stärke 4,9 hielt etwa eine Minute lang an, wie das italienische Institut für Geophysik mitteilte. Das Beben war auch in der rund 100 Kilometer entfernten Hauptstadt Rom zu spüren.

Die Bundesregierung will den Wiederaufbau einer vom Erdbeben zerstörten Kirche finanziell unterstützen. Dies teilte das Auswärtige Amt nach einem Telefonat von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit seinem italienischen Amtskollegen Franco Frattini mit. Es handele sich um die Dorfkirche von Onna aus dem 18. Jahrhundert.

Die Ortschaft war von dem Erdbeben vor vier Tagen besonders schwer betroffen und liegt jetzt nahezu vollständig in Trümmern. Gleichzeitig erneuerte Steinmeier sein Angebot, in der gesamten betroffenen Region Katastrophenhilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau zu leisten.

© AFP/dpa/cag/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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