Entdeckung:Konservierte Kriegsgeschichte

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In einem Alpengletscher bei Trient sind drei Soldaten der Tiroler Kaiserschützen gefunden worden - 86 Jahre nach ihrem Tod .

Von Michael Frank

Wien - Drei Opfer der unglaublich grausamen Kämpfe zwischen Österreich und Italien im Ersten Weltkrieg sind im italienischen Hochgebirge von Trient gefunden worden - 86 Jahre nach ihrem Tod.

Die mumifizierten österreichischen Soldaten, die offensichtlich bei einer Hochgebirgsschlacht am 3.September 1918 ums Leben gekommen sind, wurden am vergangenen Sonntag in einem Alpengletscher im Ortler-Cevedale-Massiv auf 3640 Metern Höhe entdeckt.

Das Eis hat die Leichen regelrecht konserviert. Die Soldaten trugen sogar noch ihre Uniformen, sie gehörten zum 3. Regiment der Tiroler Kaiserschützen.

Entdeckt wurden sie von dem italienischen Bergwachtmann Maurizio Vincenzi. Der 42-Jährige sucht gewöhnlich im Gebirge von Trient nach Waffen und anderen Kriegsrelikten und hütet in der Ortschaft Peio bei Trient ein kleines Museum des Ersten Weltkriegs.

Nie zuvor seien ganze Körper von Gefallenen gefunden wurden, meint Vincenzi. Die Soldaten sollen nun auf einem Militärfriedhof unweit vom Tonale-Pass in der Provinz Trient beerdigt werden.

Zuvor sollen noch Innsbrucker Militärbehörden die Identität der Soldaten klären. "Anfangs kamen mir die Leichen wie Steine vor, ich habe erst später an den Uniformen erkannt, dass es sich um österreichische Soldaten handelte", erklärt der Finder.

"Man darf diese tragischen Ereignisse nicht vergessen, ich suche Relikte dieser Schlachten zu Ehren der Gefallenen, unabhängig davon, auf welcher Seite sie gekämpft haben", sagt Vincenzi.

Am 3. September 1918 gelang es österreichischen Einheiten, an einem nebeligen Tag die Spitze des Berges Mantello auf 3537 Meter Höhe zurückzuerobern, die sie im August 1918 verloren hatten.

Dabei fanden die Drei offenbar den Tod. Hochgebirgskämpfe wurden im Ersten Weltkrieg mit unglaublicher Brutalität und unter aberwitzigen Strapazen geführt.

In Eis und Schnee wurden Tunnels und Straßen gebaut, nur um schwerste Waffen und Munition in noch höhere Bastionen als die des Gegners zu schaffen.

Kein wesentlicher Beitrag zum Kriegsausgang

Ganze besetzte Bergspitzen wurden vom Feind, der sich eine Etage darunter eingegraben hatte, weggesprengt. Kavernen und Steige existieren heute noch, so wie die Hochgebirgsinfrastruktur an Tunneln und Straßen heute noch weithin auf die Kriegslogistik der Kämpfe von vor mehr als 80 Jahren zurückgeht.

Damals sind mehr Soldaten auf beiden Seiten durch die mörderischen Arbeitseinsätze im Fels, durch Erfrieren oder in Lawinen umgekommen als durch unmittelbare Kriegseinwirkung.

So sehr sich die Hochgebirgsarmeen in Fels, Eis und Schnee ineinander verbissen hatten, trugen die erbitterten Kämpfe nichts Wesentliches zu Verlauf und Ausgang des Krieges bei.

© SZ vom 24.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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