Ende der Automaten:Der virtuelle Parkschein

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Autofahrer mögen sie nicht, aber auch die Kommunen haben mehr Ärger damit als Nutzen: Parkautomaten wird keine große Zukunft vorher gesagt. Aber das System der Zukunft ist eben noch nicht gefunden.

Jeder Autofahrer kennt das: Endlich hat man eine Parklücke gefunden, dann steht der Parkautomat immer an der falschen Ecke und dazu verlangt er auch noch passendes Kleingeld für eine halbe Stunde, obwohl das Brötchenholen nur zehn Minuten dauert.

Ihre Zeit ist schon lange abgelaufen, aber auch die moderneren Parkautomaten haben keine große Zukunft. (Foto: dpa)

Ein lohnendes Geschäft sind die Groschengräber dennoch nicht. Den Kommunen als Betreiber bleibt nach den Papier-, Drucker- und Wartungskosten für die Automaten kaum ein Cent übrig. "Parkgebühren sind nicht zum Geldverdienen, sondern zur Reglementierung - sonst steht alles voll", sagt Petra Schäfer von der Technischen Universität Darmstadt.

Prepaid-Parken

Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums mit dem Parken der Zukunft - und darin hat der Parkautomat keinen Platz mehr.

Virtuelle Parkscheine per Handy, minutengenaue Abrechnung der Parkzeit oder Prepaid-Parken - in den Niederlanden, Österreich, Ungarn oder Frankreich ist das teilweise schon Realität. Die neuen Möglichkeiten sollen nicht nur Geschäftsleuten das Leben leichter machen, die Betreiber haben auch gestresste Mütter mit Kindern im Visier.

Der Handyparker muss sich bei dem Betreiber mit seinen Daten wie Kennzeichen, Telefon- und Kontoverbindung registrieren. Beim Parken genügt dann ein kurzer Anruf zum An- und Abmelden. Anhand eines Aufklebers weiß auch die Politesse, wo sie nachfragen kann, ob die Gebühr bezahlt ist.

"Parkscheinstressfrei" nennt Thomas Templer von Mobile Parking in Wien das Konzept. "Das Durchschnittsalter unserer Nutzer ist 38 Jahre, unsere Älteste ist 76 Jahre alt", sagt Templer und sieht auch für den deutschen Markt Chancen.

Datenflut

In Budapest soll sich die Zahl der Schwarzparker dadurch um fünf Prozent verringert haben.

Rainer Jerabek hält nichts von einer solchen Datenflut. Der Tüftler hat für das Parken der Zukunft den Park-O-PiN entwickelt. In seinem Gerät, das etwas größer als ein Handy ist, steckt eine Chipkarte.

Auf dem Parkplatz angekommen könnte der Fahrer die Parkzone - etwa eins für Innenstadt - eingeben, die Parkuhr starten und das Gerät wie einen Parkschein ins Auto legen. Auf dem Display erscheinen alle Angaben, damit auch die Park-Sheriffs beruhigt sind.

Zurück beim Auto wird das Gerät ausgeschaltet und das Geld minutengenau von der Karte abgebucht. Die Prepaid-Karte könnte bei Lottostellen, Zigarettenläden oder Einzelhändlern aufgeladen werden, die das Geld an die Stadt abführen würden.

Der Park-O-PiN speichert die letzten 50 Parkscheine, falls das Ordnungsamt mal Probleme macht.

Auch wenn die neuen Parkmöglichkeiten den Städten und Kommunen auf lange Sicht viel Geld sparen könnten - die Autofahrer müssten sich ihre neue Flexibilität erkaufen.

Knöllchen sparen

"Es wird auf jeden Fall für den Parkenden teurer", sagt Schäfer. "Es lohnt sich aber für diejenigen, die viel geschäftlich parken." So soll der Park-O-PiN den Nutzer einmalig 50 Euro kosten, rechnet Jerabek vor.

Die Kalkulation: Statt wie bisher hier und da einige Minuten zu viel zu bezahlen, spart die genaue Abrechnung am Ende Bares. Die Alternative für Schwarzparker: "Sparen Sie sich zwei Knöllchen und Sie haben das Gerät drin", sagt Jerabek.

Den Wiener Betreiber kann das nicht überzeugen: "Die Akzeptanz wird nur gegeben sein, wenn es nichts extra kostet", sagt Templer. Jerabek setzt daher auf Sponsoren.

In Deutschland ist das ohnehin alles Zukunftsmusik: Das Gesetz erlaubt bisher nur Parkscheine, Parkuhren und Parkautomaten. Wenn die Städte keinen Druck machen, wird sich daran so bald nichts ändern, sagt Schäfer.

Erlaubtes und Bewährtes

Siemens baut deshalb lieber auf Erlaubtes und hat das Bezahlen am Automaten per Handy entwickelt. Der Parker soll schon bald eine Service-Nummer anrufen können, um die Automatennummer einzugeben und wie gehabt die gewünschte Parkzeit zu wählen, sagt Patrick Bannert von dem Münchener Elektronikriesen.

Ein Vorteil für diejenigen, die nie passendes Kleingeld dabei haben. Ein Vorteil auch für die leeren Stadtsäckel, wirbt er: Die neuen Bezahlmöglichkeiten sollen auch Schwarzparker überzeugen.

Ob sich die Autofahrer allerdings zusätzlich zu den Parkgebühren noch zu Telefonkosten überreden lassen, muss sich erst zeigen.

(sueddeutsche.de/AFP)

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