Eissaison 2005:Der Schnee schmilzt - das Eis kommt

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Manche lutschen, andere greifen zum Löffel, der wahre Genießer aber schleckt: Was Sie wissen sollten, wenn demnächst der Eismann klingelt.

Von Klemens Vogel

Nach dem langen Spätwinter und dem mauen Sommer 2004 sind sie wieder am Start: Die 8000 Eisdielen in Deutschland, die Großen wie Schöller und Langnese - und die Eisfans zwischen Flensburg und Garmisch.

Kinder lieben es - den "Großen" bringt es ein Stück Kindheit zurück: Das Eis. (Foto: Foto: ddp)

Am Mittwoch ging es los: "Schlange am Tresen", meldete das traditionsreiche Münchener Eiscafé Sarcletti. Michael Sarcletti, dessen italienischer Vorfahr 1879 die erste Münchner Eisdiele eröffnete, füllt Hörnchen um Hörnchen. "Wir werden auch dieses Jahr viel Neues bringen", sagt er. Als erste Neu-Kreation 2005 präsentiert er "Soja-Nuss". Den Hit aus 2004, "Cannolo Siciliano" mit Ricotta-Käse, sei auch wieder im Programm. Und Gags wie "Weißbiereis" werde es ebenfalls wieder geben.

Das Geheimnis der Gelatieri

Im Winter wurde an neuen Rezepten getüffelt - nun kommt die Stunde der Wahrheit. Geht es nach der Industrie, wird dieser Sommer nicht nur heiß, sondern "Punky" (Schöller) und "Horrific" (Langnese).

So heißen neue, schrille Schleckprodukte für Kinder. Die italienischen Eismacher in Deutschland setzen hingegen auf die Lust der Deutschen an Kaffeespezialitäten. "Latte Macchiato" ist ihre offizielle "Eissorte der Saison".

Sonne ist nicht alles, doch ohne Sonne ist alles nichts. So verzeichnete die deutsche Eisindustrie 2004 einen Umsatzeinbruch von 15,9 Prozent. Dagegen der Jahrhundertsommer 2003: "Das war bombig!" schwärmt Anna Lisa Carnio, die als Sprecherin des Dachverbandes Uniteis e.V. die italienischen Hersteller in Deutschland vertritt.

Aber was ist eigentlich das Geheimnis der italienischen "Gelatieri"? Die Kunst sei einfach, sagt Carnio, "je nach Wetter morgens die richtige Menge herzustellen", erklärt sie. Eis müsse frisch sein. Wenn es heiß ist, werde gar zweimal täglich produziert. So könne man auf pflanzliche Fette zur Konservierung verzichten. Zudem schmecke etwa Vanilleeis nie genau gleich. Denn die rund 4000 italienischen Betriebe in Deutschland hüten jeweils ihre Spezialrezepturen.

Die Maestri tauschen sich alljährlich bei der Eis-Messe im norditalienischen Eis-Mekka Longarone aus. Die Fachpresse berichtet, der Preis "Mastri Gelatieri" wird verliehen, das Eis des Jahres bestimmt. Südlich der Alpen gelten Eisverkäufer als Künstler.

Limited Edition

Latte Macchiatto, Cannolo Siciliano. Italien schmeckt den Deutschen nach wie vor. Im Kommen seien Eis-Gebäck-Kombinationen, etwa mit Apfelstrudel, Muffins oder Tiramisu, erzählt Beate Brünig, Geschäftsführerin beim Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie. Im Trend liegen Wellness und Fitness. Die Industrie senke etwa die Kalorien mit Kreationen aus Joghurt und Buttermilch. So wie Mövenpick, das als Eiskreation des Sommers "Buttermilch-Maracuja" mit 160 Kilokalorien pro 100 Gramm ins Rennen schickt.

Langnese bleibt beim Zahlenspiel: Letztes Jahr lockte die Magnum-Serie "7 Sünden", in diesem Sommer gibt es "5 Sinne". Als Limited Edition für "anspruchsvolle Eisliebhaber". "Magnum Aroma" steht für die Nase(Vanille mit einem Hauch Kaffeeduft), "Magnum Sound" für die Ohren - weil es beim Knabbern krispelt.

Wo kalorienmäßig die Grenze des Zumutbaren beginnt, muss jeder selbst entscheiden. "Ein Magnum unterbietet etwa mit 282 Kilokalorien die Tafel Schokolade mit 560 Kilokalorien", erzählt Heidrun Schubert von der Verbraucherzentrale Bayern. Wer Fruchteis ungezuckert und mit echtem Fruchtsaft will, sollte es am besten selber herstellen. "Ich selbst würde aber immer Milcheis vorziehen", sagt die Ernährungsberaterin. Denn da stecke noch wertvolles Kalzium drin.

Auf zum Eistest

Wer in die Tiefkühltruhe im Supermarkt greift, dem rät Schubert, diskret die Eisqualität checken. Die Packungen dürfen sich nicht über den vorgeschriebenen Markierungsstrich stapeln, das eingebaute Thermometer muss Minus 18 Grad anzeigen und die Eisverpackung sollte unbeschädigt sein. Gegen Salmonellengefahr sei gewappnet, wer das Eis kühl nach Hause bringt, nicht erst tauen lässt und dann wieder einfriert.

Bei den Eisdielen schließlich, die strenge Hygiene-Auflagen haben, solle man schon mal auf trübes Wasser achten, in dem der Portionierlöffel abtaucht, verrät Schubert.

Wem dabei - und insbesondere in puncto Geschmack, Angebot und Ambiente - Außergewöhnliches auffällt, sollte dies seinen Mitmenschen nicht verschweigen: Auf der Website www.eisdielentest.de kann jeder seine Eisdielen-Expertise eintragen und sich selbst über die Eisdielengeheimtipps in seiner Nähe informieren.

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