Wie bei einem Popkonzert lauern die Fans auf den Auftritt des berühmten Bären. "Wir wollen Knut!", rufen die Kinder in Sprechchören.
Ein Raunen geht an diesem Mittwoch durch die Menge im Berliner Zoo, als Pfleger Thomas Dörflein endlich ins Freie tritt. Zwei Sekunden später stolpert Knut seinem Ziehvater hinterher. Zehn Sicherheitsleute versuchen die Menschenmassen vor dem Bärengehege zu bändigen, in dem der Eisbärjunge zwei Mal am Tag für eine Stunde unter den Augen des Publikums tobt und spielt.
An Ostern bis zu 40 000 Besucher täglich
Absperrgitter und Besucherschleusen sollen dafür sorgen, dass jeder Besucher einen Blick auf das Tierkind werfen kann. Doch das Gedränge ist groß. Keine zwei Wochen sind vergangen, seit Knut das erste Mal seine Nase in den Wind der Öffentlichkeit gehalten hat.
Seitdem gibt es kein Halten mehr an den Kassen und Souvenirständen des Berliner Zoos. "Bei uns herrscht der Ausnahmezustand", freut sich der kaufmännische Direktor, Gerald Uhlich.
An den Ostertagen werden bis zu 40 000 Besucher täglich erwartet - der älteste Zoo Deutschlands ist nach wie vor im "Knut-Fieber". Zusätzliche Toiletten und eine verstärkte Sicherheitsmannschaft sind vorgesehen. Pünktlich zum erwarteten Ansturm an den Feiertagen kommt auch Nachschub bei den Fanartikeln.
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Nach dem Ausverkauf der ersten Knut-Plüschvariante hat sich der Zoo mit der Firma Steiff zusammengetan und präsentierte nun eine "Knut-Sonderkollektion". Mit T-Shirts, Postern und Postkarten kann der Knut-Fan Bauch und Wohnzimmer schmücken. Zum Wochenende soll auch noch eine DVD zum Wachsen und Gedeihen des Knuddel-Bären auf den Markt kommen.
Außerdem ist das Berliner Eisbaerenkind ab sofort Hauptdarsteller eines Computerspiels. Wie die Berliner Spiele-Entwicklungsfirma cerasus.media mitteilte, können die als 3D-Animation dargestellten Daten unter www.eisbaer-superstar.de heruntergeladen werden. Im Handel wird das Spiel ab 16. April angeboten. Es soll 7,99 Euro kosten.
Knut als Botschafter des Umweltschutzes
"Das reicht aber erstmal", sagt Direktor Uhlich. Es gehe darum, Knut langfristig als Botschafter des Umweltschutzes in den Köpfen zu verankern. Dann werde der Berliner Eisbär auch im ausgewachsenen Zustand ein Symbol für den weltweiten Naturschutz bleiben. Die Erlöse aus den Knut-Fanartikeln, die der Zoo selbst vertreibt, sollen direkt in Naturschutz-Projekte fließen.
So werde auch ein Forschungsprogramm zu Eisbären in einer kanadischen Provinz finanziell unterstützt. Die Rechte an der "Marke Knut" sind bereits angemeldet. Der Zoo will selbst entscheiden, wer mit dem Mini-Eisbär wirbt. "Wir hatten auch schon Anfragen von einem Alkoholhersteller, der Alko-Pops mit Knut vermarkten wollte", erzählt Uhlich kopfschüttelnd.
"Knut ist zum richtigen Zeitpunkt gekommen", sagt Stephan Grünewald vom Kölner Rheingold-Institut zur Aufregung um den von Hand aufgezogenen Jungbären. Der von der Mutter verstoßene Winzling platzte mitten in die aktuelle Diskussion um den Klimaschutz.
Zuvor war ein Eisbär auf einer abgebrochenen Eisscholle am schmelzenden Nordpol wochenlang das Symbol der Medien für die drohende Klimakatastrophe. Die Begeisterung der Kinder sei einfach zu erklären, sagt der Psychologe. "Knut ist wie der Teddybär aus dem Kinderzimmer."
Gelsenkirchener Zoo bewirbt sich um Knut
Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, werde der Hype um den Berliner Wonneproppen in den nächsten Wochen nachlassen, lautet Grünewalds Prognose. Unterdessen hat sich der Gelsenkirchener Tiergarten "Zoom Erlebniswelt" um den Berliner Zoo-Liebling Knut beworben. Die Gelsenkirchener wollen Knut im 1500 Quadratmeter großen Gehege ihrer zweijährigen Eisbärin Lara unterbringen. "Es wäre ein hoffnungsvolles Zuchtpaar", meint der Zoologische Leiter in Gelsenkirchen, Frank Ahrens.
Dies wies der Bärenexperte im Berliner Zoo, Heiner Klös, am Mittwoch aber als Spekulation zurück. "Knut wächst hier auf und bleibt erstmal in Berlin." Lara wohnt allein in ihrem Gehege, seit Mutter Olinka nach Wien zurück geschickt wurde. Neben ihr lebt eine weitere bärige Attraktion: Die 18 Jahre Antonia ist die vermutlich einzige lebende zwergwüchsige Eisbärendame. Sie kann mit Artgenossen nicht zusammenleben, weil diese sie sonst fressen würden.