Einwanderungspolitik in Australien:Behinderte unerwünscht

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Australische Behörden haben einem deutschen Arzt die dauerhafte Aufenthaltserlaubnis verweigert. Der offizielle Grund: Sein 13-jähriger Sohn ist behindert.

Die Ablehnung einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung für den deutschen Arzt Bernhard Moeller und seinen behinderten Sohn sorgt in Australien für Empörung.

Der deutsche Arzt Berhard Moeller mit seiner Frau Isabella und Sohn Lukas: Weil der 13-Jährige behindert ist, darf die Familie nicht dauerhaft in Australien bleiben. (Foto: Foto: AP)

Die Einwanderungsbehörden hatten die Aufenthaltsgenehmigung für den Deutschen abgelehnt, weil sein 13-jähriger Sohn Lukas das Down-Syndrom hat. Die Entscheidung basiert auf einem vor Jahrzehnten eingeführten System, wonach Einwanderern der dauerhafte Aufenthalt verweigert werden kann, wenn sie selbst oder ihre Familien bestimmte Gesundheitsanforderungen nicht erfüllen.

In Moellers Fall bedeutet die Behinderung seines Sohnes nach Behördenangaben eine mögliche langfristige finanzielle Belastung des Gesundheitssystems. Der Junge "erfülle nicht die gesundheitlichen Anforderungen." Es gehe nicht um das Down-Syndrom als solches, betonte die Behörde: "Es könnte jede Erkrankung sein, die möglicherweise auf Dauer Kosten verursacht."

Der Mediziner sagte dem australischen Fernsehsender ABC, er sei zutiefst enttäuscht, dass die australische Regierung Menschen dazu ermutige, ins Land zu kommen und wichtige Aufgaben zu übernehmen, "und dann den Leuten sagt, dass ihr Sohn eine Belastung für die Allgemeinheit ist".

Dies sei besonders "traurig und unfair", weil er eine Menge für die australische Gemeinschaft tue. Moeller arbeitet seit zwei Jahren als Arzt im südlichen Bundesstaat Victoria. In dem ländlichen Gebiet herrscht ein chronischer Ärztemangel.

"Das ist sehr schmerzlich"

Der Betroffenenverband Down Syndrome Victoria forderte die Regierung auf, ihre Einwanderungsrichtlinien zu überarbeiten. Mit der Entscheidung werde der Sohn des Arztes diskriminiert, sagte eine Sprecherin des Betroffenenverbandes. "Die Behörde scheint sich nur auf die möglichen Kosten zu konzentrieren und nicht zu berücksichtigen, welchen Beitrag dieser junge Mann und seine Familie für die Gemeinschaft leisten", kritisierte sie.

Auch das Krankenhaus, für das Moeller arbeitet, kann die Entscheidung der Behörde nicht nachvollziehen. Man habe viel investiert, um ihn für diesen Job gewinnen zu können, sagte Don McRae, der Leiter der Wimmera Health Care Group. "Wir sind sehr überrascht von der Entscheidung." Das sei sehr schmerzlich, nicht nur für Moeller und seine Familie, sondern auch für die Gemeinde, die sie aufgenommen habe und die auf seine Arbeit angewiesen sei.

Moeller kündigte an, er werde gegen die Entscheidung der Behörde kämpfen. "Wir möchten hier leben. Wir haben uns gut eingelebt, wir wurden von der Gemeinde hier gut aufgenommen und wir werden nicht aufgeben, nur weil die Bundesregierung meinen Sohn nicht willkommen heißt", sagte Moeller.

Er kann dabei auch auf einflussreiche Unterstützer zählen. Der Ministerpräsident von Victoria, John Brumby, hat sich hinter die Familie gestellt, und auch Gesundheitsministerin Nicola Roxon erklärte, sie wolle noch einmal mit dem Einwanderungsminister über den Fall sprechen.

© AFP/AP/akh/bre - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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