Eine schwedische Affäre:Der Spion, der sie liebte

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Es ist eine Geschichte wie in einem Agenten-Thriller: Eine schwedische Soldatin lieferte einem serbischen Spion geheime Informationen - aus Liebe.

Elmar Jung

Derart naiv kann die Frau nicht gewesen sein. Das will auch der Informations- und Sicherheitsdienst des schwedischen Militärs nicht glauben. Über Monate hinweg hatte die 34-jährige, im Kosovo stationierte Soldatin einem serbischen Spion Informationen über Bewegungen und Bereitschaftsgrad der Kfor-Truppen zugespielt.

(Foto: Foto: afp)

Via Mail ließ sie ihm die geheimen Auskünfte zukommen. Der serbische Agent bezeichnete sich selbst immer als Z und versicherte seiner Informantin stets: "Ich bin kein Spion. Ich handle im Namen des Guten." Erst als bekannt wurde, dass die beiden ein sexuelles Verhältnis miteinander hatten, war klar: Es war nicht Einfalt, es muss Liebe gewesen sein. So oder so: Das schwedische Militär hat eine lupenreine Spionage-Affäre am Hals.

Bereits im Januar vergangenen Jahres waren Nato-Mitarbeiter auf den regen Kontakt zwischen der schwedischen Soldatin und dem serbischen Spitzel Z aufmerksam geworden, der sich als Dolmetscher bei der UN-Verwaltung im Kosovo hatte einschleusen lassen.

Als Z bemerkte, dass ihm die Behörden auf den Fersen waren, tauchte er ab. Die Suche nach ihm dauert bis heute an. Dafür konnte sein Computer sichergestellt werden, auf dessen Festplatte hunderte Nato- und UN-Dokumente hinterlegt waren.

Computer-Spezialisten der Kfor gelang es auch, den umfangreichen E-Mail-Verkehr zu rekonstruieren, aus dem hervorging, dass die Soldatin ihren Liebhaber bereits seit Monaten mit Informationen versorgte. "Das hier ist wirklich ernst", sagte John Daniels, Chef des militärischen Sicherheitsdienstes in Schweden.

Das Leben von zivilen und militärischen Einsatzkräften der Kfor sei in Gefahr gewesen. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangte die Nato in einem Bericht, den sie inzwischen den schwedischen Sicherheitsbehörden zukommen ließ. Das Weiterleiten brisanter Informationen über geplante Manöver hätten den Einsatz der Kfor-Truppen "massiv behindert".

Inzwischen hat die schwedische Sicherheitspolizei Anklage wegen Gefährdung der Staatssicherheit gegen die 34-Jährige erhoben. Ob es zu einer Verurteilung kommt, gilt aber als unwahrscheinlich, da die Gesetzeslage in Schweden nur unzureichend auf Auslandseinsätze der Armee Bezug nimmt.

Das Verteidigungsministerium gab dem entsprechend eine erste Einschätzung ab: "Die Verteidigung Schwedens war nicht unmittelbar gefährdet", sagte Gunnar Jonason, ein Jurist der Behörde.

Derzeit wird geprüft, ob die Soldatin ihren Dienst quittieren muss. Nachdem die Behörden von der Spionage-Affäre Kenntnis genommen hatten, wurde sie sofort aus dem Kosovo abgezogen. Daheim, so hofft man wohl, ist Naivität weniger gefährlich.

© SZ vom 11.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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