Eine Frage der Ehe:Warum heiraten die Leute eigentlich?

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Millionen können es kaum erwarten, bis es in Madrid los geht mit der Prinzen-Hochzeit. Nur eine lässt das ganze Spektakel vollkommen kalt.

Von Nicola Holzapfel

Mir fehlt ein Gen. Ich weiß nicht warum und auch nicht, wie es heißt. Aber die Auswirkungen sind dramatisch. Zumindest in den Augen meiner Umwelt: Ich kann mit Hochzeiten nichts anfangen. Das verstört viele Mitmenschen.

Nicht jede Frau träumt davon, ein Abbild von einer Torten-Verzierung zu werden. (Foto: Foto: photodisc)

Sie würden erwarten, dass ich bei aufwändigen Vermählungen norwegischer, dänischer oder spanischer Prinzen träumerisch in die Glotze starre, von schönen Bräuten und Kleidern in weiß schwärme, dass ich auch so was haben will! Und? Nada. Sobald die Rede von Hochzeiten ist, fühle ich mich wie in einer fremden Kultur. Heiratsanträge, Polterabende, Hochzeitstische - ich verstehe die Worte, aber der Sinn erschließt sich mir nicht.

Was soll ich machen? Es ist, wie gesagt, ein Erbfehler. Nur darum frage ich mich überhaupt, warum die Leute eigentlich heiraten ... Partnerschaft, Kind, Familie, lieben und entlieben - geht doch heute alles auch ohne Trauschein.

Manche behaupten ja, sie trauen sich wegen der Steuer. Also bitte, wer mit dem Heiraten nichts anfangen kann, sollte es lassen und sich nicht über irgendwelche günstigeren Steuerklassen-Kombinationen in eine staatlich bevorzugte Lebensform drängen lassen. Wenn der Staat mit diesem monetären Vorteil für die Ehe schon ins Privatleben hineinregiert, muss man das doch nicht auch noch unterstützen!

Aber vielleicht wird das Argument nur vorgeschoben und es geht in Wirklichkeit um viel Höheres, zum Beispiel: die Symbolik? So nach dem Motto "Wir zwei gehören zusammen bis ans Ende unseres Lebens und jeder soll's sehen". Stimmt, dafür kann man heiraten und Ringe tauschen. Muss man aber nicht, schließlich kann man ja auch ohne zeigen, dass man zusammengehört.

Also wegen der Geschenke! Davon gibt's ja offensichtlich massig an Hochzeiten. Andererseits kostet das Fest doch auch eine Stange Geld. Mir wurde zwar schon vorgerechnet, wie viel die Geschenke von diesem oder jenem Gast wert seien, aber ob so eine Trauung nun unterm Strich ein Gewinn- oder Verlustgeschäft ist, konnte (oder wollte) mir noch keiner beantworten.

Das wär ja auch zu unromantisch. Und darum geht's doch, oder? Um die Romantik. Wobei: Wenn so mancher Ehemann wüsste, wie vieler (rein) taktischer Züge seiner Liebsten es bedurfte, bis er ihr schließlich (natürlich ganz aus freiem Willen) einen Antrag gemacht hat... Besonders beliebt ist das kurzzeitige Ihn-Verlassen oder vor die "Entweder-Ich-Als Ehefrau-oder-Gar-Nicht"-Wahl stellen.

Nein, so kommen wir nicht weiter. Das sind doch alles keine stichhaltigen Argumente. Vielleicht sollte an dieser Stelle auch besser ein Hochzeitsgen-Träger übernehmen. Ach, genau, die Gene sind's! Wenn zwei Hochzeits-Genträger sich verlieben, leuten die Glocken und sie sind glücklich bis an ihr Lebensende. So ist das.

Meine Tochter übrigens weiß schon mit ihren fünf Jahren, dass sie später einmal heiraten möchte. Ich frage mich nur, von wem sie das wohl geerbt hat.

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