Ein Anruf bei...:Wolfgang Schneider, Bart-Weltmeister

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Babyshampoo ist gut, Haarspray kommt nicht infrage: Der IT-Ingenieur Wolfgang Schneider aus Oppenweiler hat zum sechsten Mal in Folge bei den Bart-Weltmeisterschaften gewonnen.

Interview von Ulrike Schuster

King Camp Gillette erfand 1901 den Rasierhobel, Stoppelfreiheit war für jedermann günstig zu kaufen, und glattrasiert stand bald für Jugend, Energie, Reinheit und Verlässlichkeit. Bis die Beatniks und die Hippies kamen und den Backenbart in den 1970er-Jahren wieder schick und salonfähig machten. Für Wolfgang Schneider aus Oppenweiler ist sein Bart nicht bloß Accessoire, es ist sein Kunstwerk. Gerade wurde der Schwabe zum sechsten Mal in Folge bei den Bart-Weltmeisterschaften in Texas, USA, mit dem Schnurrbartpokal für den schönsten aller Bärte ausgezeichnet.

SZ: Herr Schneider, herzlichen Glückwunsch. Was gewinnt man denn als Schnurrbart- Weltmeister?

Wolfgang Schneider: Eine Urkunde, einen Schnurrbart-Pokal und viel Applaus.

Und dafür saßen Sie 14 Stunden im Flieger, von Stuttgart nach Austin in Texas?

Der Bart ist eben meine Leidenschaft. Und das Ganze ist ein Riesenspektakel, typisch amerikanisch: 728 Teilnehmer aus 33 Nationen treten in 22 Kategorien gegeneinander an.

In welcher Kategorie haben Sie gewonnen?

In der naturalen Klasse. Das waren 28 Teilnehmer aus 16 Ländern. Die Herausforderung heißt: Wer trägt den schönsten natürlichen Schnurrbart? Also ohne Hilfsmittel wie Haarlack, Spray oder Creme.

Was kann Ihr Bart, was die anderen nicht können?

Den meisten Bärten fehlt das Volumen. Mir nicht. Ich habe sehr dickes, buschiges Barthaar. Wie gemacht für die Klasse Naturale, nicht so für die Salvador-Dalí-Klasse. Für die müsste ich ihn mit Lack dünn zwirbeln. Das sähe kümmerlich aus.

Welche Kosmetik braucht der Schnauzer, um turniertauglich zu werden?

Die beste Erfahrung habe ich mit Babyshampoo, ohne Silikone und Parabene, gemacht. Also: Erst wasche ich, dann kämme und föhne ich und bringe ihn in Form. Mit Zeigefinger und Daumen zwirble ich die Bartenden zu Locken, sodass sie symmetrisch zur Nasenspitze zeigen.

Und wann muss der Friseurmeister mit der Schere ran?

Gar nicht. An den Bart darf nur ich. Die Spitzen schneide ich einmal im Monat.

Und Ihre Frau klagt nicht beim Küssen?

Der Schnauzbart ist ja weich und flauschig. Bloß der Dreitagebart kratzt.

Schon mal jemanden rufen gehör t: "Runter mit dem Fake -Bart!"?

Da gab es einmal dieses Passbild-Fotohäuschen im Technikmuseum. Bei mir zeigte es plötzlich eine Fehlermeldung: "Bilderzeugung unmöglich. Entfernen Sie die Haare aus dem Gesicht."

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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