Ein Anruf bei...:Pfarrer Oliver Böß, der ein Storch-Problem hat

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Was passiert, wenn ein Storchenpaar auf dem Kamin einer Kirche nistet - und warum der Pfarrer sie mit einer Wasserpistole taufte.

Interview von Susanne Höll

Die evangelische Kirchengemeinde in Mackenbach in Rheinland-Pfalz hat ein Problem - mit Adam und Eva. Ein Gespräch mit Pfarrer Oliver Böß über komplizierte Gäste.

SZ: Herr Böß, was, um Himmels willen, ist auf dem Dach Ihrer Kirche los?

Oliver Böß: Im Moment ist gar nichts los. Aber bald müssen wir den Schornstein umbauen.

Warum?

Wegen der Störche. Seit zwei Jahren kommt ein Paar und nistet bei uns auf dem Schornstein. Dann können wir die Kirche nicht mehr heizen und die Gottesdienstbesucher müssen frieren. Manchmal weichen wir in einen Nebenraum aus, der wird separat beheizt.

Aber man kann die großen Feiertage mit vielen Besuchern doch nicht in einem Nebenraum begehen?

Stimmt. Vergangenes Jahr brüteten die Störche - wir nennen sie Adam und Eva - zur Konfirmationsfeier auf dem Schornstein. Dann haben wir mit Ölheizgeräten über einen Schlauch Wärme in die Kirche geleitet. Es hat funktioniert, roch aber doch recht nach Diesel.

Ziemlich viel Aufwand für ein Storchenpaar.

Nun ja, aber das sind sozusagen Ehrenbürger von Mackenbach. Sie kommen offenkundig gern hierher und ziehen ihre Jungen groß. Jedes Jahr waren es drei. Die letzten drei habe ich sogar getauft, symbolisch, mit einer Wasserpistole auf die Namen Fried', Freud' und Lieb.

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(Foto: Privat)

Oliver Böß ist Pfarrer der westpfälzischen Gemeinden Mackenbach und Schwedelbach. Zuvor arbeitete er unter anderem als Seelsorger in einem Reha-Zentrum für psychisch Kranke. Böß ist verheiratet und hat drei Töchter.

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(Foto: epd)

Seit zwei Jahren nistet ein Storchenpaar auf dem Schornstein der evangelischen Kirche in Mackenbach. Die Gemeinde muss deshalb im Winter frieren.

Kann man Adam und Eva nicht vom Schornstein weglocken?

Nein, ausgeschlossen. Das haben wir ja versucht. Wir haben ihnen ein Nest an anderer Stelle des Daches gebaut. Adam hätt' es wohl akzeptiert. Eva wollte partout nicht.

Was wird nun umgebaut?

Es soll ein Träger über den Schornstein kommen. Dann können sie nisten und wir heizen. Aber die Zeit drängt: 2015 kamen sie eine Woche vor Weihnachten an.

Wer bezahlt das alles?

Das muss die Gemeinde finanzieren. Wir veranstalten inzwischen jedes Jahr ein Storchenfest, da kommt Geld rein.

Und wenn sie nicht zurückkehren?

Dann sind alle traurig. Aber dann würde es vielleicht ein wenig ruhiger. Wenn die Störche da sind, bremsen die Autofahrer mitten auf der Fahrbahn, weil sie unbedingt das Nest anschauen wollen.

Seit zwei Jahren nistet ein Storchenpaar auf dem Schornstein der evangelischen Kirche in Mackenbach. Die Gemeinde muss deshalb im Winter frieren. (Foto: epd)
© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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