Ein Anruf bei...:Hans-Heinrich Voges, Stein-Entdecker

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Auf einem Feld des Landwirts wurde ein 50 Tonnen schwerer Riesen-Findling entdeckt.

interview Von Moritz Lehmann

Der Landwirt Hans-Heinrich Voges hat auf seinem Acker bei Ostermunzel in Niedersachsen einen 50 Tonnen schweren Stein gefunden, der zum Naturdenkmal erklärt wurde. An diesem Freitag wird er geborgen: bei Bier und Bratwürsten.

SZ: Herr Voges, wie findet man so einen milliardenjahrealten Stein ?

Hans-Heinrich Voges: Wir haben gepflügt, wie man das im Herbst so macht. Und auf einmal hat's einen Knall gegeben. Wir finden ja öfter so Steine, da haben wir uns zuerst nichts dabei gedacht. Erst haben wir versucht, den Stein mit dem Spaten auszubuddeln. Aber der war ein bisschen größer als sonst. Wir mussten einen Bagger kommen lassen. Der hat den Stein freigelegt, und zu unserem großen Erstaunen ist der riesig gewesen.

Erst wollten Sie den Stein zertrümmern und wieder verbuddeln.

Ja, haben wir zum Glück nicht gemacht. Ich habe mich beim Amt für Agrarstruktur erkundigt. Der Zuständige sagte, das könnt ihr nicht machen, auf gar keinen Fall. Der muss gemeldet werden.

Bei dem Stein handelt es sich um einen sogenannten Gneis, ein Gestein, das durch erhöhte Druck- und Temperaturbedingungen aus verschiedenen Ursprungsgesteinen entstanden ist. Er ist von Geologen sogar zum Stein des Jahres erkoren worden. Freut Sie das?

Hans-Heinrich Voges, 70, ist Landwirt im niedersächsischen Ostermunzel, einem 330-Einwohner-Dorf ungefähr 15 Kilometer von Hannover entfernt. (Foto: oh)

Der Geologe, der jetzt ständig hier ist, der hat gesagt, dass es ungewöhnlich ist, dass ein Stein von der Größe hier gefunden wird. In Schleswig-Holstein oder Mecklenburg wäre das gar nicht so außergewöhnlich. Und dass es ein Gneis ist, das ist auch ungewöhnlich. Also das ist schon eine gewisse Sensation, wenn Sie so wollen.

Und wie ist das für Sie ganz persönlich?

Wenn wir da so eine Sensation entdeckt haben, dann ist das ja gar nicht so schlecht.

Ihr Fund hat einige Aufmerksamkeit erregt. Hat das Ihren Alltag verändert?

Ich hatte reichlich viel Abwechslung, das kann man so sagen. Wir hatten zum Beispiel Fernsehaufnahmen mit dem ZDF. Wir haben einen Stein verbuddelt, einen kleineren natürlich, und so getan als würden wir mit dem Pflug noch einmal draufkommen. Das hat mir auch ein bisschen Spaß gemacht, muss ich schon sagen.

Kommen Sie da überhaupt noch zum Arbeiten?

Der Stein und er: Landwirt Voges und der Gneis. (Foto: Ole Spata/dpa)

Ja, das schaffe ich noch.

Sie bauen auf Ihrem Acker Raps an. Leidet der unter dem ganzen Trubel?

An der Stelle, wo der Stein ist, haben wir nichts bestellt. Ich gehe mal davon aus, dass da noch einiges kaputt getrampelt wird, wenn die große Geschichte da stattfindet. Aber das werden wir dann sehen. Die Region hat angeboten, das zu regeln, wenn ein größerer Schaden entsteht.

Es wird ein ziemlicher Andrang erwartet. Es gibt Würstchen und einen Umtrunk. Klingt nach einer guten Gelegenheit, ein Geschäft zu machen.

Was für ein Geschäft meinen Sie jetzt?

Na, vielleicht haben Sie ja was von dem ganzen Tamtam.

Direkt nicht, aber wir müssen die Bergung nicht selbst bezahlen. Selbst wenn wir den Stein zertrümmert hätten, das hätte mindestens 2000 Euro gekostet. Wenn das so rauskommt, ist das schon in Ordnung. Für meine Begriffe ist das etwas viel Tamtam. Aber das habe ich ja nicht in der Hand.

Werden Sie den Findling vermissen?

Der wird ja an einem Ort ausgestellt, wo ich jeden Tag dran vorbei komme. Der wird mir schon nicht aus dem Sinn gehen.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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